Mastering einfach gemacht: Soundevice Digital/United Plugins MasterMind soll ein bequemes Mastern des eigenen Tracks ermöglichen, ohne dass zusätzliche Plug-ins benötigt werden. Ob dem so ist und ob sich der Neuling gegen die Konkurrenz durchsetzen kann, zeigt der Test.
Bei Mastering-Channelstrips denken die meisten sicherlich zuerst an iZotope Ozone. Ein paar vielleicht auch an den Brainworx bx_masterdesk. Die Vorherrschaft dieser zwei Hersteller auf diesem Gebiet wollen United Plugins nun mit MasterMind anfechten.
Entwickelt wurde MasterMind von Soundevice Digital. In der Vergangenheit durfte ich bereits deren Vocalstrip TrapTune testen. Nach dem veredeln von Vocals haben sich die Entwickler diesmal also um das Feinschleifen von Mixen fokussiert.
Im Gegensatz zu Ozone scheint hier keine KI-Unterstützung vorhanden zu sein. Allerdings werben United Plugins mit ausgeklügelten Algorithmen, die das Herzstück von MasterMind bilden. Das sehen wir uns im Soundevice Digital/United Plugins MasterMind Test doch mal genauer an…

Nutzeroberfläche
Zu aller erst fällt der Analyzer auf. Dieser zeigt in Echtzeit den Input (weiß) sowie das Signal vor (pink) und nach (grün) dem Limiting an. Das gilt sowohl für die Lautstärke als auch das Frequenzbild. Ein Metering am rechten Fensterrand visualisiert Werte für Input, Output und Gain Reduction.
In der Leiste am oberen Fensterrand können Presets ausgewählt, A/B-Vergleiche und Arbeitsschritte rückgängig gemacht oder wiederhergestellt werden. Zudem kann hier bei Bedarf ein bis zu 16-faches Oversampling aktiviert werden.
Module
Neben einem Input Regler gibt es fünf de/aktivierbare Sektionen: Match, Stereo Width, Optimizer, EQ und Limiter. Kommen wir zuerst einmal zu den selbsterklärenden:
- Stereo Width: Ändern der Stereobreite (-100 bis +100).
- EQ: Equalizer mit High- und Lowshelf-Filtern, deren Gain in 2-dB-Schritten verändert werden kann. Röhrensättigung und trim before limiter lassen sich zudem einstellen.
- Limiter: Limiter mit Regler für Gain, Threshold, Ceiling und Saturation.
Match

Mit der Match-Funktion analysiert MasterMind die Frequenzbalance eines Referenztracks (Source) sowie der eigenen Produktion. Dafür muss jeder Track für jeweils fünf Sekunden abgespielt werden – natürlich mit dem entsprechenden Knopf aktiviert. Über den großen Match-Regler stellt man ein, wie stark die EQ-Kurve der Referenz auf den eigenen Track übertragen werden soll.
Im Handbuch wird darauf hingewiesen, dass aufgrund unterschiedlicher Charakteristiken ein 100 prozentiges Matching in der Regel nicht funktioniert. 20 bis 30 Prozent werden als Ausgangspunkt empfohlen.
Optimizer
Etwas mystisch präsentiert sich das Optimize-Modul. Ein einziger Regler steuert die Intensität des im Hintergrund werkelnden Algorithmus, der als „speziell“ und „intelligent“ angepriesen wird. Was genau dieser mit dem Signal macht, wird leider nicht verraten. Das Resultat soll ein fetter, größerer und psychoakustisch besserer Klang sein – Erinnert etwas an den FL Studio Soundgoodizer.
Features
- Channelstrip für Mastering
- Match & Optimize
- Bis zu 16-faches Oversampling
- Für Windows & Mac-OS, VST, VST 3, AU & AAX

United Plugins MasterMind Test: Praxis
Für den Soundevice Digital/United Plugins MasterMind Test habe ich verschiedene Mixe, teils eigene, teils Fremde, sowie Rough-Mixe von Loop-Packs genommen. Da man sich auf der Nutzeroberfläche von MasterMind automatisch von links nach rechts durch die einzelnen Sektionen arbeitet, war Match jeweils der erste Schritt – und zugleich für mich der spannendste.
Entsprechend des Handbuchs habe ich Referenztracks gesucht und Match diese „einlesen“ lassen. Anschließend braucht man nichts weiter zu tun, als die Dosis via Drehregler einzustellen. Und das funktioniert erstaunlich gut!

Wie bereits oben erwähnt, sind Einstellungen von etwa 20 bis 30 Prozent passend. Natürlich hängt das auch immer vom Ausgangsmaterial ab. Dennoch sollte man nicht erwarten, dass der eigene Track bei 100 Prozent Match genauso klingt wie die Referenz. Das ist aufgrund abweichender Instrumente, Arrangement, und so weiter nicht möglich. Einen Schubs in die richtige Richtung kann man dem eigenen Song damit aber auf jeden Fall geben.
Breite ließ sich dem Mix mit dem Width-Regler ebenfalls schnell und einfach verleihen. Ich konnte weder Vor- noch Nachteile gegenüber anderen Width-Plug-ins heraushören. Es funktioniert. Wie bei solchen Tools üblich, sollte man auch bei extremen Einstellungen aufpassen, dass es nicht zum Phasing kommt.
Optimal?
Die zweite spannende Funktion nach Match ist Optimize. Diese Funktion habe ich mir mit dem Analyse-Tool Plugindoctor von DDMF bei einem 1-kHz-Signal genauer angesehen (Video unten). Insgesamt war es interessant festzustellen, dass Optimize nur durch die Aktivierung bereits in das Signal eingreift. Quasi wie bei einem analogen Gerät, durch das ein Signal geschickt, aber nicht bearbeitet wird.
Erstaunt hat mich vor allem das Equing: Der gesamte Frequenzverlauf wurde um zwei bis drei DB angehoben. Bis zirka 40 Prozent Optimize werden auch die Tiefen ordentlich verstärkt, teils bis etwa fünf Hertz runter. Lediglich die Höhen ab 5 kHz werden nicht mehr so stark betont. Zudem lässt sich im Video gut beobachten, dass Sättigung und Kompression mit Optimize hinzugefahren werden.
Man kann auch sehen, dass im Höhenbereich bei 100 Prozent Optimize etwas mit der Phase passiert. Das ist nun zwar spekulativ, es würde mich aber nicht wundern, wenn das etwas mit der Klangvergrößerung/breiterung zu tun hätte…
Auch wenn diese Funktion nach wie vor etwas mysteriös bleibt, ist sie gerade für Einsteiger eine gute Hilfe. Sie kann den Klang definitiv etwas zusammenkleben und runder sowie präsenter klingen lassen. Allerdings ist es auch hier ratsam, sorgfältig zu dosieren.
United Plugins MasterMind Video: Analyse mit DDMF Plugindoctor
EQ & Limiter
Zu guter Letzt bleiben noch Equalizer und Limiter. Allzu viel zu sagen gibt es hier nicht. Sie tun, was sie sollen. Der EQ ist mit Low- und Highshelf-Filtern spärlich, aber nach Match und Optimize vollkommen ausreichend. Ein zusätzliches Mittenband sowie einen Mono-Maker hätte ich mir trotzdem noch gewunschen. Nett ist der Tube-Regler, mit dem Röhrensättigung hinzugefahren werden kann. Dies kann dem Klang zusätzlich andicken.
Der Limiter hat im Test einwandfrei funktioniert. Cool, dass auch diesem ein zusätzlicher Saturation-Regler spendiert wurde. Anhand der Meter lässt sich zudem die Gain-Reduction beobachten. Lediglich eine Anzeige für Dynamik Range fehlt hier.
Eine willkommene Hilfestellung ist auch der große Analyzer, der das Eingangssignal sowie das Signal vor und nach dem Limiting anzeigt. Damit kann auch optisch verfolgt werden, was passiert.

United Plugins MasterMind Test: Fazit
Im Soundevice Digital/United Plugins MasterMind Test konnten sowohl für Mixe als auch für die Rough-Mixe veröffentlichungsreife Masters erstellt werden. Die Match- und Optimize-Funktionen sind vor allem für (Mastering-)Einsteiger hilfreich und können einiges herausholen – das kam vor allem bei den Rough-Mixen zum Vorschein.
Ein paar kleine schwächen hat MasterMind noch: Ein Mono-Maker und ein Dynamik-Range-Meter fände ich charmant. Mit diesen zwei Features käme der Channelstrip dann sogar den Brainworx bx_masterdesk heran.
Der Vergleich mit bx_masterdesk, der mit 149 USD etwa 20 Euro teurer ist als MasterMind, mag etwas hinken. Gefühlt werden zwei verschiedene Zielgruppen angesprochen. Allerdings spricht iZotope Ozone dank integrierter künstlicher Intelligenz durchaus die gleiche Gruppe an wie MasterMind. Die günstigste Ozone-Version gibt es für 129 USD. MasterMind kostet 129 Euro.
Ich könnte hier noch ewig Vergleiche ziehen. Am Ende des Tages muss jeder für sich entscheiden, mit welchen Tools er am besten zurechtkommt. MasterMind ist ein gutes Plug-in mit Potenzial, allerdings meiner Ansicht nach für den vollen Preis den Mitbewerbern etwas unterlegen.
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 129 Euro
Weitere Infos: United Plugins
Pros
- Einfaches Handling
- Match & Optimize
- „Verklebt“ den Song
- Analyzer
- Oversampling
Cons
- Kein Mono-Maker
- Kein Dynamik-Range-Meter
- Mittenband für EQ wäre wünschenswert
Fotos: Hersteller, Screenshots, Ann H (pexels.com)
6 Gedanken zu „Soundevice Digital/United Plugins MasterMind Test: Virtuelle Mastering-Suite“