Pure Audio Streaming: Fair Trade Musik-Streaming

Höchste Audioqualität und faire Bezahlung für Künstler/innen – das verspricht die neue Musik-Streaming-Plattform Pure Audio Streaming. Was dahinter steckt und wie Musikschaffende davon profitieren können, erfährst du in diesem Beitrag.
„Was war der Grund beziehungsweise Auslöser dafür, einen eigenen Musik-Streaming-Dienst zu gründen?“ – das war meine erste Frage an Stefan Bock, einem der Gründer von Pure Audio Streaming. Seine Antwort: „Es klafft eine Lücke zwischen der Qualität, die man auf einer Pure Audio Blu-ray bekommt, und der, die man auf Streaming-Plattformen bekommt. Diese schließen wir mit Pure Audio Streaming – auch, weil vielleicht nicht jede/r Künstler/in ein haptisches Produkt produzieren möchte. Auf der anderen Seite hat nicht jeder Konsument die Möglichkeit, eine Blu-ray abzuspielen.“
Wer meinen Bericht zum immersiven Live-Konzert von Tetragon Project gelesen hat, weiß, dass Bock der Gründer der msm-studios ist und unter anderem die Entwicklung von Audioformaten seit Jahrzehnten vorantreibt und prägt. Er ist außerdem der Erfinder der Pure Audio Blu-ray, die nach wie vor der einzige physische Tonträger ist, der unkomprimiertes, hochaufgelöstes Audio-Material in immersiven Formaten wiedergeben kann. Und wenn man „Pure Audio“ als vom Medium losgelösten Markennamen betrachtet, ist der Aufbau eines Streaming-Dienstes der nächste konsequente Schritt.
Pure Audio Streaming setzt neue Maßstäbe
Pure Audio Streaming basiert auf Auro-3D, dem aktuell einzigen Immersive-Audio-Format, das eine Auflösung von 96 kHz/24 Bit störungsfrei und mit einer Datenrate von über 10 Mbit/s übertragen kann. „Da unsere Plattform hauptsächlich auf das Veröffentlichen und Hören von Alben und EPs ausgelegt ist, waren meinem Geschäftspartner Jon Reichbach und mir ein reibungsloses Hörerlebnis besonders wichtig“, erklärte Bock.
Die beiden Tüftler setzen damit neue Maßstäbe im Bereich Musik-Streaming. Zwar bieten Apple Music, Tidal und Amazon Music auch Immersive Audio, allerdings eben nur in einer maximalen Auflösung von 48 kHz/24 Bit und mit einer Datenrate von höchstens 768 kBit/s . Für den Stream zum Konsumenten nutzen diese Anbieter den Dolby Digital Plus Codec, der verlustbehaftet ist. Amazon Music unterstützt zusätzlich Sony 360 Reality Audio, für das es allerdings nur wenige Produktionen gibt.
Herausforderung: Hardware
Eine weitere Herausforderung beim Übertragen eines Audiostreams sind die Endgeräte und deren Streaming-Module – Das sind die Bauteile, die es zum Beispiel ermöglichen, Youtube auf einem Fernseher abzuspielen und via Smartphone-App zu steuern. Aktuell können diese nur Stereosignale verarbeiten und ausgeben. „Die derzeit implementierten Mehrkanal-Decoder (Dolby Atmos, DTS-X, Auro-3D) werden immer via HDMI angesteuert. Daher mussten wir erstmal eine Zwischenlösung suchen, die wir in Form von Netzwerk-Mediaplayern gefunden haben. Nvidia Shield, Firestick und Co. fungieren als Übersetzer und geben die Mehrkanal-Informationen per HDMI an den Receiver weiter“, erläuterte Bock. Dadurch kann der Dienst auch jetzt schon remote via Smartphone gesteuert werden.
Darüber hinaus sei man mit diversen AV-Herstellern im Gespräch, um das eigene Protokoll nativ und standardmäßig in den Endgeräten zu implementieren. Den Anfang macht die Firma Lyngdorf, deren Receiver via Update kompatibel gemacht werden, wie Bock verriet: „Dadurch spart man sich einen zusätzlichen Mediaplayer und kann den Receiver direkt in unserer App auswählen und ansteuern.“

Hochauflösend unterwegs
Wer einen Streaming-Dienst abonniert hat, möchte natürlich auch unterwegs Musik hören. Die Pure Audio Streaming App liefert auch für Kopfhörer ein immersives Klangerlebnis in Form eines binauralen Streams, der ebenfalls hochaufgelöst und verlustfrei übertragen wird.
Anlieferung, Qualitätsstandards und Fair Trade Audio für Künstler, Labels & Co.
Für uns Musikschaffende ist natürlich nicht nur die Frage interessant, welches Hörerlebnis die Konsumenten bekommen, sondern auch, welche Bedingungen an eine Veröffentlichung geknöpft sind und wie das Ganze monetarisiert wird.

Pure Audio Streaming arbeitet eingangsseitig mit ADM-Dateien. Wer also ohnehin ein immersives Master für beispielsweise Apple Music schreibt, kann dieselbe Datei auch für die Distribution auf Pure Audio Streaming nutzen – das umfasst auch die technischen Spezifikationen in Bezug auf Dynamik und True Peak. „Wir wollen es den Musikschaffenden so einfach wie möglich machen, uns mit ihren Werken zu bestücken, „ sagte Bock. Als Studioinhaber und Mastering Engineer kennt er die Stolpersteine und Gefahren beim Ausspielen verschiedener Formate nur allzu gut. Da mittlerweile viele Labels wie Universal Music auch Dolby Atmos Master in 96 kHz akzeptieren, muss keine zusätzliche Ausspielung für die Bestückung von Pure Audio Streaming mehr stattfinden. 48-kHz-Master werden aber ebenfalls angenommen.
Darüber hinaus achten die Betreiber auf Originalität im Sinne einer dedizierten Mischung, wie Bock weiter ausführte: „Genau wie Apple Music wollen wir keine Upmixe oder ähnliches. Wir legen großen Wert darauf, dass eine immersive Produktion den Hörern im Vergleich zum Stereoton einen Mehrwert bietet und das Hörerlebnis verstärkt.“
Erlösmodell: User Centric
Im Gegensatz zu vielen anderen Musik-Streaming-Anbietern basiert die Ausschüttung für Musikschaffende bei Pure Audio Streaming nicht auf der Anzahl der Klicks, sondern auf der Zeit, die ein/e Künstler/in gehört wurde. Dazu Bock: „Wir nennen dieses Modell „Fair Trade Audio“; in der Fachsprache heißt es „User Centric“. Im Prinzip analysieren wir, welche Künstler/innen ein/e Nutzer/in sich angehört hat und für wie lange. Dementsprechend wird dann der Betrag, den ein/e Nutzer/in auf unserer Plattform ausgibt (abzüglich der Betriebskosten wie Urheberrechtsabgaben, Umsatzsteuer, etc.), anteilsmäßig verteilt.“
Durch den Fair-Trade-Audio-Ansatz wollen die Betreiber einerseits gewährleisten, dass der Beitrag der Konsumenten auch an die Musikschaffenden geht, die sie hören und unterstützen möchten. Andererseits soll durch die Irrelevanz von Klicks auch die Wertschätzung der Kunst verstärkt werden, die in keiner Relation zur Wertigkeit und Qualität einer Produktion stehen.

Preis und Verfügbarkeit von Pure Audio Streaming
Zum Start von Pure Audio Streaming gibts sowohl das monatliche als auch das jährliche Abonnement zu einem Einführungspreis. Bei monatlicher Zahlweise kostet das Abo 22 Euro. Bei jährlicher Zahlweise 235 Euro. Der Preis gilt bis zum Jahresende beziehungsweise ein Jahr bei einem Jahresabonnement.
Wann die regulären Preise in Kraft treten und auf welche Summe sich diese belaufen, ist zum Zeitpunkt dieses Beitrags noch nicht bekannt.
Weitere Infos: Pure Audio Streaming
Fotos: Pure Audio Streaming, Nvidia