Zoom H5 Studio Test: 32-Bit Field Recorder mit X/Y-Mikros

Zoom H5 Studio Test: 32-Bit Field Recorder mit X/Y-Mikros
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Der Zoom H5 Studio ist das erste Gerät der neuen H-Serie, das sich an Profi-Anwender richtet. 32-Bit-Unterstützung, größere Kapseln und neue Preamps sollen hochwertige mobile Aufnahmen garantieren. Ob der Rekorder hält, was er verspricht, verrät dir der Test.

Im vergangenen Jahr haben Zoom einige ihrer beliebten Handy-Recorder der H-Serie als Neuauflage veröffentlicht. Dieses Jahr war der H5 an der Reihe. Im Gegensatz zu H1, H4 und H6 kam dieser allerdings nicht als abgespeckte Essentials-Version auf den Markt, sondern als aufgewertete Studio-Version.

Der H5 Studio unterstützt nun unter anderem 32 Bit Float,  Bluetooth und wurde mit den Preamps der F-Serie ausgestattet. Alle Details des neuen Recorders und wie er sich im Praxistest geschlagen hat, schauen wir uns jetzt an.

Zoom H5 Studio Test

Zoom H5 Studio Test: Übersicht

Der H5 Studio kommt im typischen Rechteck-Format und hat in etwa die Breite und Höhe eines Smartphones (B x T x H: 86 × 206 × 54.6 mm). Das Gerät bietet einen integrierten Lautsprecher und insgesamt sechs Kanäle, von denen zwei für den Stereo-Mix reserviert sind. Es können also maximal vier Mono oder zwei Stereo-Eingänge simultan aufgenommen werden.

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Der Pegel eines jeden Eingangs kann über einen dedizierten Gain-Regler angepasst werden. Über die integrierte Software lassen sich diese aber auch zu Stereopaaren verlinken. Zudem bietet die Software einen visuellen Mehrspur-Rekorder, für dessen Transportfunktionen es Knöpfe am Gerät gibt. Alle anderen Systemeinstellungen werden mittels Rad und Enter-Taste navigiert. Somit kann man beispielsweise ein Low-Cut-Filter setzen, den Line-Pegel festlegen sowie Limiter und eine Pre-Aufnahme von einer Sekunde aktivieren. Etwas verwirrend ist nur, dass die Abtastrate Software-seitig und die Bitrate Hardware-seitig mittels eines eigenen Knopfes eingestellt werden.

3.0 Kapselsystem

Das X/Y-Stereomikrofon auf der Oberseite nutzt Zooms neues Kapselsystem und hat ganz nebenbei bemerkt auch größere Mikrofone als der vor gut zehn Jahren eingeführte Vorgänger. Seitens der Spezifikationen hat sich aber bis auf eine minimal geringere Empfindlichkeit nichts geändert: der maximale Schalldruck wird nach wie vor mit 140 dB SPL und die Richtcharakteristik ist natürlich eine Niere.

Zum Zeitpunkt dieses Tests gibt es drei weitere Kapseln, die optional gekauft werden können:

  • SSH-6e: Richtrohr-Stereomikrofon mit M/S-Unterstützung
  • EXH-6e: Erweiterung mit zwei Combo-XLR-Buchsen
  • WLM-1: Zweikanal-Funksystem mit zwei Sendern und einem Empfänger (für 2026 angekündigt)

Zudem ist an der rechten Seite des Schlittens ein Line-Eingang im Miniklinkenformat (3,5 mm) vorhanden.

Anschlüsse

Der H5 Studio hat auf der Unterseite zwei Kombo-XLR-Buchsen mit zuschaltbarer +48 V Phantomspeisung. Die interne Aufnahmequalität auf eine microSD-Karte beträgt maximal 32 Bit Float/192 kHz. Ausgangsseitig gibt es eine Kopfhörerbuchse sowie einen Line-Ausgang, jeweils via Miniklinke.

Detailbild der XLR-Buchsen des Zoom H5 Studio

Das Gerät unterstützt auch Bluetooth. Um dies zu nutzen, wird allerdings zusätzlich der Zoom BTA-1 Adapter benötigt. Dann ist es aber möglich, den Rekorder fernzusteuern und mit einem Timecode zu beschicken/synchronisieren.

Darüber hinaus wird auch eine Stromversorgung über USB-C oder ein optional erhältliches Netzteil unterstützt. Auf der Rückseite ist zudem ein Gewinde (1/4“) zur Befestigung auf einem Stativ eingelassen.

Audio-Interface

Über die USB-C-Schnittstelle kann das Gerät zudem als vierkanaliges Audio-Interface genutzt werden. Die maximale Auflösung beträgt dann 32 Bit Float/96 kHz. Im Falle eines Live-Streams oder –Recordings lässt sich auf der internen microSD-Karte zeitgleich ein Backup aufnehmen.

Zoom H5 Studio Test: Praxis

Da ich schon unterschiedliche Modelle von Zooms H-Serie testen und einsetzen durfte, hatte ich keine Probleme bei der Handhabung. Aber auch ohne Vorkenntnisse entsprechender Geräte sollte niemand Schwierigkeiten haben, denn sind wir ehrlich: So viele Funktionen sind nicht an Bord. Genau das finde ich aber gut. Wenngleich mich die Funktionsvielfalt des H8 damals beeindruckt hat, musste man das Gerät zu einem gewissen Grad „lernen“, um alle Features nutzen zu können. Der H5 Studio ist selbsterklärend.

Zoom H5 Studio Audio-Interface-Menü für den Test

Zudem bietet er einige nützliche Schmankerl, die gerade im Pro-Bereich hilfreich sind. Darunter fallen zum Beispiel das Low-Cut-Filter, die Limiter und das Pre-Recording. Anhand des Rads und des Enter-Knopfes fliegt man förmlich durch die Menüs und hat in kürzester Zeit alle Parameter eingestellt. Trotz der recht kleinen Einheiten hatte ich keine Probleme bei der Bedienung.

Wie leider mittlerweile oft (auch bei anderen Herstellern) sind auch beim Zoom H5 Studio keinerlei Accessoires im Lieferumfang enthalten. Zumindest ein USB-C-Kabel oder ein Päckchen Batterien wären nett gewesen.

Ergonomie

Ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Aspekt von Handheld-Recordern ist die Ergonomie. Da man diese Geräte oft lange in der Hand hält, müssen Gewichtsverteilung und Handlichkeit stimmen. Letzteres ist durch das Smartphone-ähnliche Format gegeben. Ersteres haben Zoom dadurch gelöst, dass die Wandler des H5 Studio im unteren Drittel verbaut sind. Dementsprechend ist der Schwerpunkt unten und das Gerät liegt gut in der Hand. Bei längeren Sessions muss man zwar Acht geben, dass die Hand nicht leicht zum Körper kippt, das ist aber noch völlig im Rahmen. Inklusive Batterien wiegt der Rekorder knapp über 400 g, was absolut in Ordnung geht.

Zoom H5 Studio Test Musikaufnahme

Musikaufnahmen mit dem Zoom H5 Studio

Während meiner Testphase hat sich die Möglichkeit ergeben, einen Posaunisten in Begleitung einer Pianistin aufzunehmen. Das war aufgrund der zu erwartenden hohen Dynamik besonders spannend. Den H5 Studio habe ich in etwa 60 cm Höhe, zirka 3 Meter von den Musikern entfernt platziert. Aufgenommen wurde nur über die X/Y-Mikrofone in 32 Bit Float/192 kHz.

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Ich muss zugeben, ich hatte große Erwartungen. Was ich aber nach der Session zu hören bekam, hat mich wirklich begeistert. Leider darf ich die Aufnahmen nicht veröffentlichen, würde den Klang aber wie folgt beschreiben: Aufgrund der Distanz zu den Musikern ist das Signal vergleichbar mit einem Stütz- oder Raummikrofon. Es gibt also einen gewissen Raumanteil. Das war aber auch so beabsichtigt, denn der Saal hatte eine tolle Akustik. Dementsprechend klingen auch die Instrumente etwas aufgeweicht, aber trotzdem noch verhältnismäßig nuanciert und kraftvoll. Sehr leise und laute Passagen wurden ebenfalls gut abgebildet. Die Höhen könnten etwas brillanter sein, sind aber für ein Gerät dieser Art zufriedenstellend.

Kurzum: Ein sauberes und gut klingendes Signal, das man problemlos in einem Mix verwenden kann.

Field Recording – Aufnehmen in unkontrollierten Umgebungen

Nach diesem ersten guten Eindruck der Musikaufnahme war natürlich zu erwarten, dass der H5 Studio auch in freier Wildbahn liefert. Und das Tat er auch. Beim Einfangen von Ambiences im Wald, auf einem Feld und auf dem Balkon meiner Wohnung lief alles rund. Auch hier gibt es klanglich nichts zu meckern. Umgebungsgeräusche, Schrittlaute, Vogelgezwitscher, vorbeifahrende Autos – die X/Y-Mikros haben in allen Situationen ein absolut zufriedenstellendes Klangbild eingefangen.

Dank der 32-Bit-Technologie musste ich mir auch keine Sorgen um Pegelspitzen machen. Gerade bei unberechenbaren Aufnahmen wie Field Recordings kann das bei festen Bit-Tiefen knifflig sein.

Zoom H5 Studio Test Field Recording

Selbst wenn man schnell genug reagiert und den Gain verringert, hat man höchstwahrscheinlich unvermeidliche Griffgeräusche des Gehäuses auf der Aufnahme. So hatte das Ganze Urlaubscharakter.

Gratis Download: Field Recordings

SoundChills Free Field Recordings Sample-Pack Cover

Im Rahmen des Tests sind natürlich einige Field Recordings entstanden, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Ich habe ein Sample Pack geschnürt, das du kostenlos herunterladen und lizenzfrei für deine Produktionen verwenden kannst. Die zwölf Ambiences habe ich allesamt in 32 Bit und 192 kHz aufgenommen, anschließend bearbeitet und als 24 Bit/192 kHz Audiodateien exportiert. Viel Spaß damit!

Einsatz als Audio-Interface

Zu guter Letzt habe ich den H5 Studio noch als Audio-Interface getestet. Die Wandler klingen für ein Gerät dieser Preisklasse sehr gut und sauber. Auch der Aufnahmeprozess selbst lief reibungslos. Ein dediziertes Studio-Interface kann es wie erwartet nicht ersetzen. Aber gerade für unterwegs ist das eine coole Funktion, die das schleppen eines zusätzlichen Audio-Interfaces obsolet macht.

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Was mich allerdings gestört hat, waren die kurzen Tonaussetzer beim Verändern der Kopfhörerlautstärke. Im Faktencheck hat sich dann allerdings herausgestellt, dass das auf das aktivierte Guide-Signal zurückzuführen ist. Dieses hilft sehbehinderten Menschen durch einen akustischen Ton („Beep“), den Rekorder zu bedienen.

Zoom H5 Studio mit SSH-6e Richtrohrmikrofon
Für den Zoom H5 Studio gibt es verschiedene Kapseln. Hier mit SSH-6e – ein Mid/Side-Richtrohrmikrofon.

Zoom H5 Studio Test: Fazit

Die überarbeitete und erweiterte Version  des Zoom H5, der H5 Studio, überzeugte im Test durch eine sehr hohe Aufnahmequalität der enthaltenen X/Y-Mikrofone in bis zu 32 Bit/192 kHz. Damit ließen sich problemlos Konzertmitschnitte und Field Recordings einfangen. Der Klang ist sauber und neutral, was auch auf die zwei Kombo-XLR-Buchsen zutrifft.

Cool finde ich auch die Kompatibilität zum hauseigenen Kapselsystem. Dadurch lassen sich die Möglichkeiten optional erweitern und für verschiedene Situationen spezifizieren. Schade nur, dass man dem Lieferumfang überhaupt keine Accessoires spendiert hat.

Das intuitive Bedienkonzept ermöglicht eine schnelle Navigation durch die Einstellungen. Positiv hervorzuheben sind Features wie Low-Cut-Filter, Limiter, Loopback und Pre-Recording. Auch als Audio-Interface funktionierte der H5 Studio im Test einwandfrei.

Wer auf der Suche nach einem hochkarätigen portablen Aufnahmegerät mit Profi-Funktionen ist, dem kann ich den Zoom H5 Studio besten Gewissens empfehlen.

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 399 Euro
Weitere Infos: Zoom

Fotos: Hersteller, eigene

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