Beatsurfing Cheat Code Test: Ultimativer Sounddesign-Hack?

16 Effekte, vier Slots, flexibles Routing – Beatsurfing präsentieren mit Cheat Code einen Multi-Effekt, der die Grenzen traditioneller Effekte sprengen soll und gemeinsam mit Producer Che Pope entwickelt wurde. Ob sich das Plug-in gegen die Konkurrenz behaupten kann, verrät dir der Test.
Obwohl der Plug-in-Markt hart umkämpft ist und beinahe täglich neue Tools veröffentlicht werden, bilden Multi-Effekte eher die Ausnahme. Umso gespannter war ich, als die erste Ankündigung von Cheat Code per Newsletter in meinen Posteingang flatterte. Auch wenn die ersten Informationen eher spärlich waren, klang ein Tool mit Producer Che Pope (Kanye West, Eminem, Lauryn Hill) spannend und vielversprechend.
Als schließlich alle Details bekannt wurden, staunte ich nicht schlecht: 16 Effekte, X/Y-Pads für einfache Klangmanipulationen sowie Mischformen aus seriellem und parallelem Routing – Auf die Funktionen gehe ich gleich noch genauer ein. Will sagen, die Erwartungen waren hoch.
Ob Cheat Code dem gerecht wird und sich gegen die starke Konkurrenz wie der Cableguys Shaperbox, Kilohearts Snapheap und Tracktion Love durchsetzen kann, habe ich im Test herausgefunden.
Features
- 16 Effekte
- 4 frei belegbare Effektslots
- Morphing zwischen seriellem und parallelem Routing
- 4 frei zuweisbare Macros
- Moderne Einstellungsmöglichkeiten (X/Y-Pads, diverse Engines/Algorithmen, Multiband-Processing und mehr)
- Randomizer
- Für Windows & Mac-OS, VST, VST 3, AU & AAX
Beatsurfing Cheat Code Test: Überblick
Cheat Code (v.1.2.1) ist im klassischen Multi-Effekt-Design aufgebaut: Das Hauptaugenmerk liegt auf den Slots, in diesem Fall vier, die frei mit jeweils einem der Effekte belegt werden können. Auf den ersten Blick fällt aber sofort die Leiste links auf. Hierüber browst man die Presets und hat zudem vier Macros zur Verfügung, die sich ebenfalls frei belegen lassen. Letztere bieten drei verschiedene Steuerungsoptionen – statisch, Envelope Follower und LFO – sowie die Möglichkeit, Minimum- und Maximum-Werte festzulegen.
Darüber hinaus sind ein Randomizer sowie Knöpfe für Undo, Redo und Clear vorhanden.

Effekte & Routing
Wie eingangs erwähnt gibt es insgesamt 16 Effekte zu entdecken. Ich werde an dieser Stelle nur einen allgemeinen Überblick über deren Art geben. Details über die einzelnen Funktionen gibts auf der Produktseite und im Manual. Allerdings sei gesagt, dass einige von ihnen verschiedene Engines/Algorithmen und automatisierbare X/Y-Pads für diverse Parameter bieten.
Die 16 Module sind:
- Reverb
- Reverser
- Spin (Panning)
- Chorus
- Flanger
- Bubble Grain: Granulares Delay mit einzigartigem Charakter
- Grain Delay: Granulares Delay mit vier Engines
- Fractal Delay: Delay mit 30 Taps über vier Stufen
- Detune
- Viber: Pitch Bending für Höhen oder Tiefen
- Slicer
- Shuffler: Slicer/Rearranger mit 3-Band-Engine
- Sequence Delay: Delay mit Step-Sequenzer für Time, Filter, Pan und Lautstärke
- Shaper: Waveshaper
- Downsampler: Sample-Rate-Reduktion
- Tap Delay: Manuelles Tappen der Echos
Zu guter Letzt bleibt noch das Routing zu erwähnen. Die ersten drei der vier Slots haben Drehregler, die zweimal mit den Buchstaben „A B“ beschriftet sind – einmal horizontal angeordnet, einmal vertikal. Hierüber steuert man das Routing. Horizontal bedeutet seriell, vertikal parallel.
Anhand des Reglers sind aber auch Zwischenstellungen möglich, sodass man die Effektanteile beispielsweise zu einem Drittel auf die parallele und zu zwei Dritteln auf die serielle Schiene schicken kann.

Beatsurfing Cheat Code Test: Praxis
Als Grundlage für den Beatsurfing Cheat Code Test habe ich mir ein paar Drum-, Bass-, Instrumenten- und Vocal-Loops geschnappt und die Presets durchgehört. Dabei wurden schnell zwei Dinge klar: Das Tool hat einen eigenen Klangcharakter und kann sehr leistungshungrig sein – in der Spitze waren es bei mir im Test 45 Prozent CPU-Auslastung. Zugegeben: Bei diesem Wert waren Automationen im Spiel. Nichtsdestotrotz lässt sich Cheat Code aufgrund dessen nur bedingt im Kontext einer Produktion/Session einsetzen.
Was den Ccharakter angeht, klingen die Module sehr angenehm und rund. Selbst bei extremen Einstellungen von Waveshaper und Downsampler wurden die Höhen nie unangenehm scharf oder spitz. Ich würde sogar sagen, dass Cheat Code einen gewissen Vintage-Charme mit sich bringt.
Aufgrund dieses Eindrucks habe ich einen Roll-off in den Höhen vermutet, der pauschal aktiviert wird, sobald das Plug-in (auch ohne geladene Module) insertiert wird. Im Plugin Doctor hat sich aber gezeigt, dass das nicht der Fall ist. Im Gegenteil: Bei zirka 25 Hz ist ein steiles High-Cut-Filter gesetzt, das an „DC Block“ gekoppelt ist und sich dementsprechend auch deaktivieren lässt.

Endgegner: Sinus
Nachdem ich mir einen Überblick über das Tool und dessen Funktionen verschafft habe, wurde natürlich selbst Hand angelegt. Ein guter Test, um die Fähigkeiten eines Multi-Effekts auf die Probe zu stellen, ist es, einen simplen Sinus einzuspeisen. Entsprechende Plug-ins sollten aus diesem langweiligen, stehenden Ton oder einer Tonfolge etwas formen können, beispielsweise eine Sequenz durch Slicing oder ein Pad durch die Kombination von Reverb, Delay und Detune. Cheat Code hat diesen Test mit Bravour bestanden.
Die Funktionen der Effektmodule sind teilweise etwas gewöhnungsbedürftig. Zwar bekommt man links unten Tooltipps und Werte angezeigt, die sind manchmal aber nicht aussagekräftig. Beim Bewegen eines Steps im Pattern des Shufflers wird zum Beispiel eine Zahl ohne Relation angezeigt.
Hat man sich aber etwas reingefuchst, kommt man gut zurecht. Was die Klang- und Processing-Qualität angeht, gibt es nichts zu meckern.
4 hoch 2
Da Cheat Code mit 16 Effekten kommt, ging ich davon aus, diese nach Belieben kombinieren zu können. Das ist auch der Fall, allerdings nur anhand der vier Slots. Es können also maximal vier Effekte gleichzeitig genutzt werden. Das ist zwar etwas schade, in Anbetracht der CPU-Last aber sinnvoll. Und es sei gesagt, dass sich damit coole Sounds basteln lassen.
Hervorzuheben sind insbesondere die X/Y-Pads, die teilweise auch mehrere Funktionen steuern können. Das ist durch Pfeile zum Durchschalten kenntlich gemacht. Hinzu kommt die Morphing-Möglichkeit zwischen seriellem und parallelem Processing, die sehr viel Spaß macht. Die Routing-Regler lassen sich nämlich auch Macros zuweisen, was eine zusätzliche Ebene der Klanggestaltung eröffnet. Schade nur, dass die X/Y-Pads nicht über die Macros gesteuert sondern nur in der DAW automatisiert werden können. Nichtsdestotrotz machen vor allem auch die Envelope-Follower- und LFO-Modi der Macros viel Spaß.

Löblich hingegen ist die Möglichkeit, die Effekte artefaktfrei auch bei aktivem Playback in der Signalkette verschieben zu können. Somit kann man problemlos verschiedene Kombinationen ausprobieren. Gepaart mit den oft detailreichen Einstellungsmöglichkeiten, zu denen unter anderem verschiedene Reverb- und Delay-Engines und die Multi-Band-Optionen zählen, lassen sich wirklich spannende und einzigartige Sounds designen.
Hängt man doch mal fest, schaffen die Zufallsgeneratoren Abhilfe. Sie können entweder global oder per Modul angewandt werden. Komplett zufällige Effektketten erzeugen sie aber nicht.
Die eigenen Kreationen können selbstverständlich auch als Preset gespeichert werden. Die Preset-Verwaltung ist ziemlich rudimentär. Die Kategorisierung geschieht nur über fünf Hashtags, wodurch es schnell unübersichtlich werden kann. Die Option, als Nutzer zumindest eigene Kategorien/Filter anlegen zu können, wäre wünschenswert.
Audiobeispiele

Beatsurfing Cheat Code Test: Fazit
Mit Cheat Code präsentieren Beatsurfing in Kooperation mit Che Pope einen Multi-Effekt mit einem warmen, runden Klangcharakter und einer Auswahl von 16 Effekten. Anhand der vier Slots lassen sich beliebige Effektkombinationen ausprobieren und dank des vielleicht einzigartigen Morphings zwischen seriellem und parallelem Routing zu spannenden Klangkreationen anreichern.
Das Tool hat im Test durch modere Funktionen wie den X/Y-Pads, Multiband-Processing und Macros, großer Einstellungsvielfalt und hoher Klangqualität überzeugt. Aufgrund der teils sehr hohen CPU-Last und ein paar kleineren Mankos kann Cheat Code zum Zeitpunkt dieses Tests nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten – auch preislich nicht.
Wenn aber an den richtigen Schrauben gedreht wird und durch eine geringere CPU-Last vielleicht auch mehr als vier Effekte kombiniert werden können, hat Cheat Code das Potenzial, sich als Sounddesign-Tool zu etablieren.
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 139 Euro
Weitere Infos: Beatsurfing | Cheat Code @ Plugin Boutique*
Pros
- Viele Einstellungsmöglichkeiten
- Moderne Features wie X/Y-Pads, zuweisbare Macros und Multiband-Processing
- Morphing zwischen seriellem und parallelem Routing
- Artefaktfreies verschieben der Module auch bei aktivem Playback
Cons
- Teilweise sehr hohe CPU-Last
- X/Y-Pads nicht via Macro steuerbar
- Nur vier Effektmodule kombinierbar
- Spartanische Preset-Verwaltung
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Fotos: Hersteller, Screenshots