Radio-Bemusterung: So wird Deine Musik gespielt

Radio-Airplays bieten für Künstler nicht nur einen Nebenverdienst, sondern steigern auch die Bekanntheit und können beim Verkauf von Konzerttickets helfen. Wie Du deine Songs ins Radio bringst, erfährst Du in diesem Beitrag.
Radio? Wer hört denn heutzutage noch Radio? – Das war zugegeben auch mein erster Gedanke, als ich von einem Webinar erfuhr, das sich dem Thema „Radioplatzierungen und -Airplays für Künstler“ annahm. Auch wenn Radio für mich persönlich keine Rolle spielt (ich höre vielleicht dreimal im Jahr Radio), hatte ich mir die Frage, wie man ins Radio kommt, schon lange gestellt.
Die Informationen aus dem Seminar möchte ich anschließend mit Dir teilen, denn Radio spielt eine größere Rolle, als einige (mich eingeschlossen) denken…

Wer hört überhaupt noch Radio?
In Zeiten von Streaming gibt es wenige Gründe, warum man überhaupt noch Radio hören sollte. Mal von der Werbung abgesehen, die man beim Streaming vielleicht auch hat, werden den Tag über immer die gleichen Songs in einer Rotation gespielt. Oftmals sind viele Songs dann auch noch „die Superhits der Achtziger und Neunziger“ – Blue von Eiffel 65 ist ein geiler Track, ich will ihn aber trotzdem nicht sechsmal am Tag hören! Die Shows beziehungsweise Gespräche hingegen sind oftmals sehr interessant. Allerdings muss man auch hier mit Unterbrechungen leben, die man beispielsweise bei einem Podcast nicht hätte.
Nichtsdestotrotz bietet das Radio für Künstler eine gute Plattform für einen Nebenverdienst und um Bekanntheit zu erlangen. Laut Statista gab es 2021 etwa 34,87 Millionen Personen in der deutschsprachigen Bevölkerung, die täglich Radio hörten. Das sind knapp die Hälfte der Einwohner Deutschlands! Die potenzielle Reichweite ist also auch hier enorm und kann auch zum Beispiel den Ticketverkauf für ein Konzert ordentlich befeuern.
Genre-spezifische Radiosender
Bevor Du deinen Song für eine Bemusterung an eine Radiostation versendest, solltest Du dir über dein Genre beziehungsweise deine Zielgruppe im Klaren sein. Ein Klassik-Sender wird wohl kaum einen Death-Metal-Song spielen. Selbst für Nischen-Genres gibt es mittlerweile Sender.
Allein in Deutschland stehen etwa 459 Sender zur Auswahl (Stand: Juli 2022, Statista). Diese Zahl setzt sich aus Öffentlich-Rechtlichen-, privaten, Online- und College-Radios zusammen. Genaue Zahlen zur Reichweite einzelner Stationen findest Du bei MA-Trend.
Auch wenn ich mich in diesem Beitrag auf Deutschland beziehe, kannst Du deine Musik natürlich auch bei internationalen Sendern einreichen.

Bemusterung: Eigene Songs einreichen
Wenn Du die Radiostationen recherchiert hast, die für deine Werke in Frage kommen, kannst Du deinen Song für eine sogenannte Bemusterung einreichen. Redaktionen hören sich deine Single oder dein Album an und entscheiden, ob es für ihren Sender passend ist. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten:
Online-Plattformen
Ähnlich wie bei der Distribution für Streaming-Dienste gibt es auch Plattformen, die Künstler und Radiomacher verbinden. Insbesondere die nachfolgenden drei wurden im Seminar empfohlen:
MPN ist hauptsächlich für große und Öffentlich-Rechtliche-Sender relevant. Die Meta-Daten werden direkt eingespielt, was es für die Sender komfortabel macht. Nutzer profitieren vom bestehenden Netzwerk und können dieses für ihre Promotions nutzen.
Fun-Fact: Das Radio feierte im Dezember 2020 in Deutschland seinen 100. Geburtstag.
PromoJukeBox und Disco empfehlen sich für alternative Stationen und Spezial-Sendungen. Allerdings musst Du für diese Dienste ein eigenen Netzwerk, also Ansprechpartner beziehungsweise E-Mail-Adressen, haben.
Die genannten Dienste sind nur ein paar Beispiele und gehören wohl zu den beliebtesten. Durch eine Internetsuche findest Du sicherlich noch andere Anbieter.

Video: Radio-Bemusterung mit MPN
Direkte Kontaktaufnahme
Selbstverständlich kannst Du auch einfach direkt mit Redakteuren in Kontakt treten. Vor allem für Spezial-Sendungen bietet sich diese Vorgehensweise an. Schreibe eine E-Mail oder, falls vorhanden, schicke einen Brief mit einem physischen Datenträger per Post an die Redaktion. Bei Liebhabern von CDs und LPs kannst Du dir damit vielleicht einen Vorteil verschaffen.
Wenn Du ein oder zwei Wochen nach dem Versand keine Rückmeldung von der Redaktion bekommst, traue dich nachzufragen. Selbst wenn deine Musik nicht in Frage kommt, kannst Du aus der Begründung dafür profitieren.
Presseagenturen
Zu guter Letzt seien noch Presseagenturen genannt, die die Promo für dich übernehmen. Entsprechende Agenturen verfügen in der Regel über ein gutes, zielgerichtetes Netzwerk. Außerdem haben sie Tools fürs Monitoring, wie MusicDNA, die sich wohl kaum ein Künstler privat leisten würde.
Ein Nachteil von Presseagenturen ist allerdings die Vorfinanzierung, auf deren Erfolg es keine Garantie gibt.

Elektronisches Presse-Kit
Wenn Du die bisher genannten Schritte befolgt hast, stellt sich jetzt nur noch die Frage, was es Material-seitig zu versenden gibt. Dabei sein müssen selbstverständlich die Single oder das Album sowie ein Schreiben, in dem Du dich und deine Musik vorstellst. Im Optimalfall hast Du ein elektronisches Presse-Kit (EPK), das alles Wichtige enthält:
- Single/Album als .WAV/.mp3 (auch, wenn ein physischer Datenträger verschickt wird)
- Art (Cover, Promo-Bilder, …)
- Infos zum Werk (inklusive Meta-Daten, ISRC-Code, …)
- Biographie
- Online-Auftritt, Social-Media
- Erfolge/Fakten (Features, Auftritte, …)
Um deine Chancen zu erhöhen, kannst Du dich auch beispielsweise für ein Interview zur Verfügung stellen und/oder ein paar Exemplare deines neuen Albums für eine Verlosung anbieten.
>>> Presse-Kits: Darum sind sie unverzichtbar | mcs-media.com <<<
Wichtig: Es scheint naheliegend, ein EPK als Zip-Datei zu versenden. Hochfrequentierte Redaktionen werden wahrscheinlich keine Anhänge herunterladen – aus Zeit-, Speicherplatz- und Malware-Gründen. Im Optimalfall sollten alle Inhalte deines Presse-Kits auch Online zur Verfügung stehen, sodass Redaktionen alles ohne einen einzigen Download anhören beziehungsweise einsehen können. Bei Bedarf können Inhalte so immer noch gezielt von deiner Seite heruntergeladen werden.

Abschluss
So, nun bist Du bereit, deine Musik professionell an Radio-Redaktionen für eine Bemusterung zu versenden. Denk daran: Vor allem die passende Zielgruppe sowie vollständige Infos zum Werk sind enorm wichtig. Du solltest auch, falls noch nicht geschehen, der Gema und GVL beitreten. Sie sorgen dafür, dass Du deine Tantiemen erhältst.
Wenn Du zuerst einmal den sprichwörtlichen Fuß in die Tür bekommen möchtest, empfehle ich die direkte Kontaktaufnahme. Sie ist kostenlos (zumindest via E-Mail) und Du wirst sicherlich von der Rückmeldung der Redaktion profitieren.
Und nun, viel Erfolg!
Fotos: pexels.com: cottonbro studio, Muffin Creatives, Burst, Suzy Hazelwood, Anthony
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