Melda Production MFreeformAnalogEQ Test: Malen nach Frequenzen

Melda Production MFreeformAnalogEQ Test: Malen nach Frequenzen
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Im Melda Production MFreeformAnalogEQ können frei eigene Equalizer-Kurven eingezeichnet werden, die das Plug-in in analog-modellierte Filter umwandelt. Wie gut das funktioniert, habe ich getestet.

Mit dem MFreeformAnalogEQ präsentieren Melda Production einen Equalizer mit einem ungewöhnlichen Konzept. Statt vorgegebene Filter und Bänder im Frequenzspektrum zu platzieren erlaubt das Plug-in das freie Einzeichnen von Filterkurven – und wandelt die Gemälde in passende analog-modellierte Filter um.

Zuständig dafür ist die hauseigene Filter-Adaption-Technologie, die die optimalen parametrischen Einstellungen für jedes Filter finden soll. Ob ihr das tatsächlich gelingt, sehen wir uns jetzt im Test mal genau an…

Melda Production MFreeformAnalogEQ Nutzeroberfläche
Die Nutzeroberfläche des MFreeformAnalogEQ

Nutzeroberfläche

Da das Plug-in die eigenen Zeichenkünste fordert, ist die Oberfläche nur mit wenigen Einstellungsmöglichkeiten versehen. Die General-Sektion bietet Regler für Range (+/- 1-64 dB), Dry/Wet, Output und Saturation.

In der Accuracy-Sektion können die maximale Anzahl der Bänder (1-32) und die Güte (Q, 20-0,05) eingestellt werden. Zudem lässt sich hier der Algorithmus für die Konversion der eingezeichnet Kurve in entsprechende Filterstellungen auswählen:

  • Default: Die höchste Genauigkeit bei hoher CPU-Last
  • Optimized: Runder Klang, weniger genau als „Default“, aber auch weniger CPU-lastig

Im Manual des MFreeformAnalogEQ wird noch ein dritter Algorithmus namens Super-fast erwähnt. Dieser schein im Laufe von Updates irgendwann entfernt worden zu sein. Leider habe ich auch auf Nachfrage beim Entwickler keine Infos über den Grund bekommen.

Den größten Teil des EQs nimmt das Frequenzspektrum ein. Dort werden sowohl die eingezeichneten als auch die tatsächlichen Filterkurven dargestellt. Zudem lassen sich wahlweise Areas (zum Beispiel Frequenzbereiche für Keys oder Oktaven), Analyzer sowie ein modifizierbares Sonagramm einblenden. Untereinstellungen für die eben genannten Darstellungen sowie ein Pre-Filtering können über den im Analyzer befindlichen Settings-Knopf aufgerufen werden. Zudem lassen sich verschiedene Krümmungen ebenfalls aus einem Menü auswählen.

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Darüber hinaus bietet MFreeformAnalogEQ unter anderem eine automatische Gain-Kompensation, Limiter und bis zu vierfaches Oversampling. Ziemlich cool finde ich den IR-Knopf. Anhand dessen können Impulsantworten (IR) des EQs erstellt werden, die sich in IR-Playern verwenden lassen. Außerdem kann das Plug-in mit Stereo, Mid/Side, Surround (maximal 7.1) oder bis zu 64 Ambisonics-Kanälen umgehen.

Melda Production MFreeformAnalogEQ Test: Praxis

Für den Melda Production MFreeformAnalogEQ Test habe ich mir Loops von Drums, Bass, Keys, Gitarren und Vocals genommen. Das Einzeichnen der Filterkurven ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, geht aber gut von der Hand. Allerdings ist es nicht damit getan, Kurven zu malen und dann passts. Das Verhalten der Filter wird maßgeblich von der Anzahl der Bänder, der Güte sowie der Krümmung (Curvature) beeinflusst. Die folgenden Bilder veranschaulichen das.

  • Melda Production MFreeformAnalogEQ Lowshelf-Einstellungen 1
    Die Auswirkungen der Einstellungen von Filterkurve, maximaler Anzahl der Bänder sowie der maximalen Güte am Beispiel eines Lowshelf-Filters.

In diesem Beispiel war nur ein Lowshelf-Filter eingezeichnet. Je mehr Anhebungen und Absenkungen man malt, desto komplexer wird das Ganze. Im Test hatte ich Schwierigkeiten, gleichzeitig einen sauberen Low- und Highshelf-Filter zu bekommen. Das Plug-in hat den Highshelf oftmals als Bell-Filter umgesetzt, wie der nachfolgende Screenshot zeigt. Nur bei ganz geringen Gütewerten bekam ich zwei Shelf-Filter, dafür aber auch nur diese…

  • Melda Production MFreeformAnalogEQ Highshelf-Einstellungen 1
    Shelf-Filter sind in Kombination mit anderen Filtern teilweise schwierig umzusetzen.

Kurzum: Die passende beziehungsweise angedachte Filterung zu bekommen, kann knifflig sein. Was dabei sehr hilft, ist das Deaktivieren des Drawing-Modus. Dann erhält man nämlich Griffpunkte, die man gut verschieben kann ohne (in meinem Fall) Sorge haben zu müssen, die neue Kurve zu verzittern. Snap-to-grid und das Sperren von Griffpunkten erleichtern die Bearbeitung zudem.

Runde Sache

Der Klang des MFreeformAnalogEQ hat mir sehr gut gefallen. Ich würde ihn als rund und smooth bezeichnen, selbst bei schmalbandigen Anhebungen/Absenkungen. Die Röhrensättigung macht den Sound präsent und durchsetzungsfähig, ohne dabei unangenehm hervorzustechen.

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Die zwei Algorithmen kann ich diesbezüglich nicht Vergleichen. Was besser passt, hängt von der gezeichneten Kurve und dem Klangmaterial ab. Allerdings wird das Plug-in bei Einsatz des Default-Algorithmus schon erheblich langsamer. Nach dessen Auswahl hat FL Studio im Test teilweise nicht mehr reagiert und mindestens Teile der visuellen Darstellung waren gefroren. Um ein paar Beispiele zu nennen: Der Playhead lief nicht mit, beim Umschalten von Pattern und Song haben beide gleichzeitig geleuchtet und einmal ist der Mixer gefroren und ich musste das Projekt neu öffnen.

Wirklich nutzen kann man „Default“ also eigentlich nicht. Wenn überhaupt, empfiehlt es sich, sämtliche Einstellungen im Optimized-Modus vorzunehmen und durch hin-und-herschalten den Klang zu Vergleichen. Das funktionierte reibungslos. Danach muss die DAW aber eventuell neu gestartet werden…

Melda Production MFreeformAnalogEQ Test Presets
Ein paar Presets sind auch an Bord.

Melda Production MFreeformAnalogEQ Test: Fazit

Mit MFreeformAnalogEQ präsentieren Melda Production einen Equalizer, der einen anderen Ansatz verfolgt als die meisten Konkurrenten. Wenn auch zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, lässt sich damit gut arbeiten. Zumindest solange man nicht den Default-Algorithmus wählt. Im Test war dieser eigentlich fast unbrauchbar und hat wohl meinen Intel Core i7-9750H überfordert.

Die tatsächliche Filterkurve ist manchmal etwas schwierig zu kontrollieren, was mich im Test anfangs irritiert hat. Doch auch wenn das Plug-in mal ein breites Bell-Filter setzt statt eines Shelfs, muss das nicht gleich schlecht sein. Das ist natürlich Fall-abhängig und müsste gegebenenfalls mit einem anderen Equalizer gegengecheckt werden. Es ist zwar trotzdem komisch, aber hat mich irgendwann nicht mehr gestört, solange ich zum gewünschten Klangbild gekommen bin.

Apropos Klangbild: Der Klang des MFreeformAnalogEQ ist wirklich toll! Rund, smooth, musikalisch. Auch die Sättigung klingt gut und scheint mir recht analog-getreu, ohne unangenehm hervorzustechen. Die ganzen On-board-Mittel wie die Auswahl von Kurven/Krümmungen und der Export von Impulsantworten runden das Plug-in ab.

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 49 Euro
Weitere Infos: Melda Production*

Pros

  • Freies Einzeichnen von Filtern
  • Viele Einstellungsmöglichkeiten wie die Auswahl von Krümmungen
  • Visuelle Helfer: Analyzer, Areas, Sonagramm
  • Runder, smoother Analogklang

Cons

  • Default-Algorithmus nicht wirklich brauchbar
  • Gewünschte Filter einzustellen kann knifflig sein

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Fotos: Screenshots, Hersteller

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