United Plugins FireEQ Test: Alles Schall und Rauch?

Mit FireEQ veröffentlichen United Plugins einen Mid/Side-Equalizer, der verschiedene Techniken kombiniert und mit der Magic-Funktion über die Grenzen des traditionellen Equalizings hinausgeht. Was es damit auf sich hat und wie gut das Ganze funktioniert, zeigt dir der Test.
FireSonic haben unter der Flagge von United Plugins FireEQ veröffentlicht. Ein Alleinstellungsmerkmal des Entwicklers ist die Kombination verschiedener Algorithmen innerhalb eines Plug-ins, zwischen denen die Nutzer frei morphen können – auch beim zuletzt veröffentlichten FireMaximizer* war das der Fall.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fielen mir in Bezug auf Equalizer gleich einige Kandidaten ein, zum Beispiel aus dem Hause Pultec und API. Beim Anblick der Nutzeroberfläche war ich daher erstmal erstaunt, kein besagtes XY-Pad zu sehen. Aber seis drum. Die Kombination verschiedener EQ-Techniken, der Magic-Regler und nicht zuletzt die Mid/Side-Bearbeitungsmöglichkeit klingen genauso vielversprechend. Und beim ersten Blick auf das Plug-in fallen noch weitere Merkmale auf…

United Plugins FireEQ Test: Nutzeroberfläche
FireEQ präsentiert sich in einer schwarz und blau gehaltenen Oberfläche – durchaus überraschend für ein Plug-in, von dessen Name das Wort „Feuer“ ein Bestandteil ist. Nichtsdestotrotz schafft diese Farbkombination Übersicht und hebt die einzelnen Sektionen deutlich hervor.
Ganz links finden sich zwei Regler zum Setzen von Lowcut-Filtern. Einer davon für das Mittensignal, einer für die Seiten (Sidekill). Die Flankensteilheit beider wird über den Slope-Regler festgelegt. In der Mitte umrahmen die analog-modellierten High- und Lowshelf-Filter mit einstellbarer Frequenz und Gain die acht Bänder. Genau wie die Frequenzen der Shelf-Filter sind die der Bänder fest, und zwar bei 100 Hz, 200 Hz, 400 Hz, 800 Hz, 1,6 kHz, 3,2 kHz, 6,4 kHz und 12 kHz. Da es sich um einen halbparametrischen Equalizer handelt, kann keine Filtergüte (Q) eingestellt werden.
Features
- M/S-Equalizer mit integriertem Dynamikprozessor (Magic)
- Separates Low-Cut-Filter für Mitten und Seiten
- Analog-modellierte Shelf-Filter
- Dark/Bright-Regler
- Für Windows & Mac-OS: VST, VST 3, AU & AAX
Mit den darunterliegenden Reglern steuert man das Seiten- und Mittensignal in Dezibel im Verhältnis 1:1 gegeneinander. Negative Werte machen das Signal breiter, da das Seitensignal angehoben und das Mittensignal abgesenkt wird, und positive Werte machen es mittiger.
Über den Bändern gibt es drei weitere Regler für Depth (Dry/Wet), Dark/Bright und Magic. Letzterer steuert die Stärke der Dynamikbearbeitung, die einer Multibandkompression ähnelt.
Zu guter Letzt bleibt noch die Sektion ganz rechts zu erwähnen. Hier gibt es einen Fader für den Output-Gain sowie In- und Output-Meter. Zudem lassen sich hier unter anderem die automatische Gain-Kompensation (AGC) einschalten und Presets auswählen.

Praxis
Für den Test des FireEQ habe ich mir ein paar Loops genommen, darunter Drums, Gitarre, Keys, Vocals, Kick und Snare. Der Klangcharakter des Plug-ins ist recht neutral, wobei die Shelf-Filter das Ganze angenehm abrunden. Das Verhalten von Filtern und von Magic habe ich im Plugin Doctor analysiert und im nachfolgenden Video festgehalten.
Video: Analyse von Filtern und Magic
Die Einstellung der acht Bänder ist gewöhnungsbedürftig. Wie im Video gut zu sehen ist, wirken sich die Fader gleichermaßen auf Seiten und Mitte aus. Über die Drehregler (unter den Fadern) steuert man Absenkung und Anhebung gleichmäßig. Als Beispiel: Der Fader steht bei 200 Hz auf +3 dB, der Drehregler auf +1 dB. Das bedeutet: Seitensignal = +2 dB, Mittensignal = +4 dB.
Diese Herangehensweise hat allerdings den Nachteil, dass sich die beiden Signale nicht unabhängig voneinander bearbeiten lassen.
Einzel- vs. Summenbearbeitung im United Plugins FireEQ Test
Im Test hat sich recht schnell herausgestellt, dass die Stärken von FireEQ im Bereich der Summenbearbeitung liegen. Bei Einzelsignalen habe ich mich mit den festen Bändern und Bandbreiten teilweise schwer getan. Eine Mid/Side-Bearbeitung habe ich kaum eingesetzt, da der Klang oft schnell dünn wurde.
Mit Stems und Mixen hat es dann schon besser geklappt. Durch die gleichmäßige Anhebung beziehungsweise Absenkung von Bändern lassen sich Gruppen ganz gut komplementär platzieren. Bei Mischungen, sprich als Mastering-Equalizer, kann im Frequenzspektrum aufgeräumt sowie die Verteilung der Signale feingeschliffen werden.
Eine Prise Magie
Die Dynamikbearbeitung/Multiband-Kompression funktioniert wirklich gut. Im wahrsten Sinne des Wortes „im Handumdrehen“ bekommt man einen ausgewogenen Klang. Im Video sieht man ebenfalls gut, dass Attack- und Release-Zeiten mit höheren Werten steigen. Es ist also kein reiner Dry/Wet-Regler mit festem Processing. Bei der Erhaltung von Transienten macht Magic übrigens auch einen guten Job.
Auch hier hat sich der Einsatz als Glue hauptsächlich auf Summensignalen bewährt.

United Plugins FireEQ Test: Fazit
United Plugins präsentieren mit dem FireEQ von FireSonic wieder ein Plug-in der etwas anderen Art. Ich finde es durchaus mutig, in der heutigen Zeit einen halbparametrischen Equalizer mit festen Frequenzbändern zu veröffentlichen, der keine Emulation ist. Das Konzept der Mid/Side-Bearbeitung ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Die Herangehensweise der gleichmäßigen Anhebung und Absenkung ist super, um Platz zu schaffen und die Stereobreite zu kontrollieren. Der Nachteil ist, dass die Signale nicht unabhängig voneinander bearbeitet werden können. Vor allem einzelne Instrumente klingen schnell dünn bei zu starken Einstellungen.
Seine wahre Stärke zeigt FireEQ auf Summensignalen wie Stems und Mixen. Maskierungen von verschiedene Stems lassen sich gut kontrollieren und beheben. Die Shelf-Filter runden den Klang ab und Magic sorgt für Glue, ohne dabei die Transienten abzustumpfen und den Sound zu vermatschen. A/B-Vergleiche haben einen spürbaren Unterschied gezeigt und im Test nochmal verdeutlicht, dass wir es hier nicht nur mit einem Equalizer zu tun haben, sondern mit einem Processor, der sich im Bereich von Smooth Operator von Baby Audio bewegt.
Zugegeben: Ich hatte andere Erwartungen an das Plug-in, was diesem gleich von Beginn an die Chance verwehrte, sich zu profilieren. Nachdem ich mich aber darauf eingestellt hatte und objektiver an den Test herangehen konnte, hat mich FireEQ als Summen- beziehungsweise Mastering-Processor überzeugt – Chapeau!
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 15 Euro Einführungspreis bis 31. März 2024; regulär 99 Euro
Weitere Infos: United Plugins* | FireEQ @ Plugin Boutique*
Pros
- M/S-Bearbeitung
- Separates Low-Cut-Filter für Seiten
- Ausgeglichene Dynamikbearbeitung im Handumdrehen (Magic)
- Sehr gut für Summensignale
Cons
- Gewöhnungsbedürftige Handhabung
- Mitten- und Seitensignal lassen sich nicht unabhängig voneinander einstellen
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Fotos: Hersteller, Screenshots/Eigene
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