Fabfilter Pro-Q 4 Test: Gut, besser, Pro-Q 4?

Fabfilter Pro-Q 4 Test: Gut, besser, Pro-Q 4?
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Alle Instanzen in einem Plug-in verwalten, freies Einzeichnen von Bändern sowie dynamische Spektralbearbeitung – das sind die Highlights des neuen Fabfilter Pro-Q 4. Ob sich diese in der Praxis bewähren und ein Upgrade rechtfertigen, verrät dir der Test.

Mit der Veröffentlichung von Pro-Q 4 verpassen Fabfilter dem beliebten Equalizer ein fettes Update. Neben vielen kleineren Verbesserungen wie dem Preset-Browser, dem Linear-Phase-Modus und der Attack und Release des dynamischen EQs sind vor allem die neue Instanz-Liste, das Einzeichnen von Filtern sowie die dynamische Spektralbearbeitung interessant. Insbesondere letzteres soll den Arbeitsalltag erleichtern und zusätzliche Spektralprozessoren überflüssig machen.

Ob dem tatsächlich so ist und ob die neuen Features überzeugen können, finden wir jetzt im Test heraus.

Fabfilter Pro-Q 4 Test: Übersicht der Highlights

Im Rahmen dieses Beitrags fokussieren wir uns hauptsächlich auf die Highlights der neuen Version. Eine Übersicht aller Neuerungen und Änderungen findest du hier auf der Website von Fabfilter.

Fabfilter Pro-Q 4 Instance List
Die neue Instanz-Liste gibt einen Überblick aller Pro-Q-4-Instanzen innerhalb einer Session.

Instanz-Liste

Die Instanz-Liste ist eine kanalübergreifende Übersicht aller Pro-Q-4-Instanzen innerhalb einer Session. Die Bänder innerhalb der einzelnen Instanzen lassen sich in leicht abgespeckter Form genauso bearbeiten wie im dedizierten Plug-in selbst. Heißt: Gain, Frequenz, Kanalbearbeitung (stereo, l, r, …) können wie gewohnt eingestellt werden. Auch Flankensteilheiten lassen sich anpassen, allerdings nur mit den festen „traditionellen“ Werten wie 12 und 36 dB/Okt. – In Pro-Q 4 selbst geht dies neuerdings frei, wodurch Steilheiten von beispielsweise 8,4 dB/Okt. möglich sind. Außerdem sei erwähnt, dass Bänder nun auch von einer Instanz in eine andere kopiert werden können.

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Darüber hinaus können Bänder selbstverständlich hinzugefügt und entfernt sowie dynamisch oder spektral reagieren. Dazu gleich mehr.

Fabfilter Pro-Q 4 Instance Liste Detail

Die Instanz-Liste zeigt zudem Frequenzmaskierungen an. Welcher Kanal die Grundlage ist, lässt sich frei definieren. Standardmäßig ist es erst einmal der, in dem die aktuelle Instanz geöffnet ist.
Neben hilfreichen organisatorischen Tools wie der Anpinn-Möglichkeit beliebiger Instanzen ist noch die EQ-Match-Funktion erwähnenswert. Sie ermöglicht die Frequenzanalyse eines EQs und wendet diese dann auf einen anderen, ausgewählten EQ an. Somit können beispielsweise Aufnahmen von verschiedenen Tagen einfacher angeglichen werden.

Ein ähnliches, wenngleich im Verhältnis weniger flexibles Feature wie die Instanz-Liste hatten übrigens Sugar Audio mit der Veröffentlichung von Filterizor Q bereits 2017 eingeführt.

Dynamische Spektralbearbeitung im Fabfilter Pro-Q 4 Test

In Pro-Q 4 können Bänder nicht mehr länger nur dynamisch, sondern auch spektral-dynamisch arbeiten. Die Empfindlichkeit der Spektralanalyse, Gain und die Reaktion des Bandes können bei Bedarf manuell angepasst werden.

Die Funktion eignet sich in erster Linie dafür, Resonanzen zu entschärfen. Tools dieser Art erfreuen sich seit der Veröffentlichung von Soothe 2 von Oeksound größter Beliebtheit und andere Hersteller wie W.A. Production haben mit Deres nachgezogen. Mit der dynamischen Spektralbearbeitung in Pro-Q 4 sind diese allerdings obsolet – zumindest wenn die Funktion hält, was sie verspricht.

EQ Sketch

Frequenzkurven/Filter lassen sich neuerdings frei im Spektrum einzeichnen, das nennt sich EQ Sketch. Shelf-, Cut- und Bell-Filter können so in einer Mausbewegung platziert werden. Wie auch bei der Resonanzunterdrückung ist die Idee an sich keine neue. Der MFreeformAnalogEQ von Melda Production bietet diese Möglichkeit beispielsweise schon seit langem.

Der Vollständigkeit-halber sei erwähnt, dass auch EQ-Sketch innerhalb der Instanz-Liste zur Verfügung steht.

Zwei neue Klangfarben

Der für seine Neutralität beliebte Pro-Q 4 kann nun auch anders – und zwar anhand der zwei Charaktermodi „Subtle“ und „Warm“.

„Subtle“ reichert den Klang in Abhängigkeit der Frequenzen und Frequenzbänder mit einer Vintage-Sättigung an.

„Warm“ fügt dem Sound eine Röhren-artige Färbung und Sättigung hinzu.

Fabfilter Pro-Q 4 Test: Praxis

Im Pro-Q-4 Test hat sich vor allem die Instanz-Liste schnell als sehr nützlich und zeitsparend gezeigt. Insbesondere bei großen Sessions verschafft man sich dadurch zügig einen Überblick, kann Maskierungen identifizieren und sogar sofort eingreifen – fast vollumfänglich! Ich habe mich oft dabei ertappt, nach den Grundeinstellungen der einzelnen Instanzen nur noch in der Instanz-Liste zu arbeiten. Ein sehr geiles Feature!

Die zwei Modi beziehungsweise Klangcharaktere „Subtle“ und „Warm“ erlauben eine dezente Färbunng. Erstaunlicherweise wirkt sich Ersterer kaum auf den Frequenzgang aus, im Gegensatz zu „Warm“. Da hätte ich tatsächlich mehr erwartet, was aber keine Kritik sein soll.

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Beide Modi arbeiten jedenfalls auch mit Sättigung, was die Signale mit Obertönen anreichert und dadurch präsenter klingen lässt. Alles ins allem hat man damit die Möglichkeit, dem Sound kurzerhand einen analogen Touch zu verleihen, ohne zusätzliche Prozessoren einsetzen zu müssen.

Das Ganze lässt sich mit den frei einstellbaren Flankensteilheiten auf die Spitze treiben. Einerseits kann man dadurch die Ungenauigkeiten analoger Filter genauer reproduzieren, andererseits aber auch noch chirurgischer eingreifen. Je nach Intention.

  • Fabfilter Pro-Q 4 Test Clean Frequenzgang
    Frequenzgang "Clean"

Spektralbearbeitung: Allheilmittel?

Seit dem Hype um Spektralprozessoren, insbesondere im Zusammenhang mit Resonanzunterdrückung, habe ich den Eindruck, dass diese Tools oft als Allheilmittel suggeriert werden. Umso mehr war ich auf diese neue Funktion im Pro-Q 4 gespannt.

Die Anwendung ist denkbar einfach. Im Prinzip genau wie die Erstellung eines dynamischen Bandes. Man hört in der Tat schnell, dass sich die Balance ändert. Entweder basierend auf der Auto-Funktion des Thresholds oder durch dessen manuelle Einstellung. Und genau hier sollte man Vorsicht walten lassen, denn die Absenkung oder Anhebung der vom Pro-Q 4 erfassten Resonanzen basiert auf der Lautstärke einzelner Frequenzen. Wer nicht aufpasst, macht mit dieser Funktion seinen Sound zunichte. Weniger ist hier durchaus mehr… Mal davon abgesehen, dass Resonanzen nicht generell als Störfaktor einzustufen sind.

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Das alles klingt jetzt vielleicht ziemlich negativ. Soll es aber nicht. Die Möglichkeit der dynamischen Spektralbearbeitung innerhalb des EQs halte ich für eine ebenfalls tolle und sinnvolle Ergänzung. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass es eben kein 1-Klick-Wundermittel ist und man sich die Funktionsweise bewusst machen sollte.

Stift und Frequenzspektrum

Bezüglich der EQ-Sketch-Funktion halte ich mich kurz: Ist nett, aber meiner Ansicht nach Spielerei beziehungsweise Geschmackssache. Ich werde davon wohl kaum Gebrauch machen. Im Rahmen des Tests habe ich es natürlich trotzdem versucht und muss sagen, dass das Malen von Filtern erstaunlich gut funktioniert. Klar braucht es etwas Übung, aber hat man sich einmal mit der Handhabung vertraut gemacht, lassen sich recht schnell Shelf-, Cut- und Bell-Filter inklusive Güte einzeichnen.

Auch wenn EQ Sketch nicht unbedingt meinen persönlichen Vorlieben entspricht, wird der ein oder andere sicherlich Spaß damit haben und gut zurechtkommen.

Fabfilter Pro-Q 4 Spectral Mode
Hilfreich aber kein Allheilmittel: Die dynamische Spektralbearbeitung.

Fabfilter Pro-Q 4 Test: Fazit

Mit dem Pro-Q 4 bringen Fabfilter ein Mega-Update für den beliebten Equalizer – und das konnte im Test auf ganzer Linie überzeugen. Meine Favoriten sind definitiv die Instanz-Liste und durchaus auch die dynamische Spektralbearbeitung. Beide Funktionen erleichtern die Arbeit erheblich und sparen Zeit, wobei die dynamische Spektralbearbeitung mit Vorsichtig zu genießen ist. Bereits diese beiden Neuerungen rechtfertigen ein Upgrade.

Ergänzt werden sie durch die zwei neuen Klangmodi, frei einstellbaren Flankensteilheiten und EQ Sketch. Der Pro-Q 4 gewinnt dadurch an Flexibilität und ist noch universeller einsetzbar, als er ohnehin schon war. Fabfilter haben erneut eindrucksvoll gezeigt, warum sich der Pro-Q seit Jahren zurecht bei Tonschaffenden etabliert hat.

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 169 Euro, (Upgrade) 84 Euro
Weitere Infos: Fabfilter | Pro-Q4 @ Plugin Boutique*

Pros

  • Instanz-Liste dient der Übersicht und erlaubt direkt in die einzelnen Instanzen einzugreifen, ohne das Plug-in-Fenster wechseln zu müssen
  • Dynamische Spektralbearbeitung senkt oder hebt spezifizierte Frequenzen automatisch ab/an
  • Klangfärbung durch zwei neue Modi „Subtle“ und „Warm“
  • Trotz neuer Features haben sich die Oberfläche und Handhabung kaum verändert

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Fotos: Hersteller, Screenshots

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