Dreamtonics Synthesizer V Studio 2 Pro Test

Synthesizer V Studio 2 Pro ist die weiterentwickelte Version des auf Künstlicher Intelligenz basierenden Vocal-Synths von Dreamtonics. Dafür hat der Entwickler alle Sprachmodelle neu trainiert und noch detaillierte Einstellungsmöglichkeiten integriert. Obs das Wert war, verrät dir der Test.
Seit geraumer Zeit fluten KI-Tools den Markt. Während das für die technische Seite in Bezug auf Mixing und Mastering nichts Neues ist (Ozone, Landr, etc.), kommen nun auch immer mehr künstlerische Werkzeuge zum Vorschein. Eins davon ist Synthesizer V Studio Pro von Dreamtonics, das kürzlich in der zweiten Version veröffentlicht wurde.
Der Hersteller hat im Zuge des Updates nochmal ordentlich Hand angelegt und alle Sprachmodelle neu trainiert, was sich in einer höheren Qualität und Dynamik spiegeln soll. Darüber hinaus wird nun auch Koreanisch als Sprache unterstützt. Hinzu kommen neue Einstellungsmöglichkeiten wie ein Expression Pad, Smart-Pitching und die nutzerspezifische Eingabe von Phonemen. Außerdem soll das Mund-Öffnungs-Parameter (Mouth Opening) das weltweit erste dieser Art sein und eine noch natürlichere, menschlichere Aussprache ermöglichen. Hören wir uns das Ganze doch mal an…
Features
- Workstation mit Arranger und Piano-Roll zum Programmieren von Vocals
- Einstellungen für Stimme, Noten, Automationen und mehr
- Audio-zu-MIDI-Konvertierung
- Unterstützt 6 Sprachen
- KI generierte Retakes
- Rendering in Stereo oder Multi-Track
- ARA-Unterstützung
- Für Windows & Mac-OS, VST 3, AU, AAX, Standalone

Dreamtonics Synthesizer V Studio 2 Pro Test: Überblick
Das Synthesizer V Studio 2 Pro ist ähnlich einer DAW aufgebaut: Der obere Teil beheimatet eine Playlist. Hier können neue Tracks und Clips/Pattern erstellt und arrangiert werden. Außerdem lassen sich Instrumentals importieren und bei Bedarf auch MIDI-Daten aus Audiodateien extrahieren. Ersteres ist vor allem in Anbetracht der Standalone-Nutzung hilfreich.
Die untere Hälfte nimmt die Piano-Roll ein. Hier passiert die eigentliche „Magie“. Noten können frei gesetzt und mit Wörtern befüllt werden. Außerdem finden sich hier alle Panels zum Definieren einer Stimme:
- Voice: Auswahl der Stimme und Sprache. Weitere Stimmen-spezifische Einstellungsmöglich wie Sprache (Deutsch wird noch nicht unterstützt), Klangfarbe und Kraft.
- Notes: Einstellung des Modus (Gesang/Rap). Zusätzliche Optionen für die Ausdruckskraft, unter anderem über das Expression-Pad und die Eingabe von Phonemen. Zudem bietet die Pro-Version sogenannte AI Retakes, bei denen die KI Variationen von Pitch, Timbre, Timing oder allen drei erzeugt.
- Dictionary: Wörterbuch, das auch manuell editiert beziehungsweise ergänzt werden kann.
- Render: Export-Einstellungen
- Cloud: In-App-Zugang zum Konto und Shop
- Settings: Globale Einstellungen des Synths
Darüber hinaus lassen sich einige Parameter, darunter Phoneme Timing, Pitch, Tension, Breathiness und Mund-Öffnung in Bezug auf die gleiche Auswahl an Parametern automatisieren. Soll heißen, dass beispielsweise sich die Tension in Abhängigkeit zur Atmung (Breathiness) steuern lässt.
Weitere Werkzeuge
Die Werkzeugleiste ganz oben beherbergt darüber hinaus noch eine Reihe weiterer nützlicher Funktionen. Zum Beispiel kannst du darüber komplette Lyrics einfügen und auf die platzierten Noten verteilen lassen, Noten quantisieren sowie diverse Skripte laden und ausführen.

Dreamtonics Synthesizer V Studio 2 Pro Test: Praxis
Um mit dem Synthesizer V Studio 2 Pro Gesang erstellen zu können muss man zuerst einen Voice-Pack herunterladen und installieren. Im Lieferumfang ist einer enthalten. Weitere müssen separat für jeweils 75 Euro (exklusiv MwSt.) erworben werden. Die Installation gelingt komfortabel über den integrierten Shop-Zugang des Plug-ins. Danach kanns dann auch direkt losgehen – bei Bedarf auch offline.
Gesangsmelodie erstellen
Zuerst muss in der Piano-Roll eine Gesangsmelodie anhand von MIDI-Noten eingegeben werden. Das funktioniert genau wie in jedem anderen MIDI-Editor, allerdings sind Überlappungen natürlich nicht möglich, weswegen das Tool die angrenzenden Noten automatisch kürzt.
Übrigens gibt es auch die Möglichkeit, Audio in MIDI zu wandeln. Somit lässt sich auch ein bestehender Gesang einfach bearbeiten oder doppeln.
Beim Setzen einer Note wird diese standardmäßig mit dem Wort „La“ versehen – das ist der Lyrics. Direkt über der Note steht aber nochmal „Laa“ – das ist die Aussprache. Man hat also die Möglichkeit, Aussprachen gezielt zu steuern. Das ist insbesondere bei Sprachen die noch nicht unterstützt werden, Deutsch beispielsweise, ein wichtiges Feature.
Anschließend können die Noten manuell mit Lyrics versehen werden. Via Tab springt man von einer zur anderen, wodurch das recht schnell geht. Alternativ dazu kann ein kompletter Text auch über den Menüpunkt „Modfiy -> Insert Lyrics“ auf einen Schlag auf die eingezeichneten Noten verteilt werden. Das haben die Entwickler gut gelöst.

Künstler-Baukasten
Die Auswahl und Einstellung einer Sängerin oder eines Sängers geschieht über die Voice- und Notes-Tabs. Hier wählt man die Stimme, Sprache und weitere, oben erwähnte Einstellungen aus. Das Laden und Wechseln der Voice-Packs passiert ohne Verzögerung, sodass man sich schnell einen Eindruck verschaffen und gegebenenfalls Notenwerte noch anpassen kann. Allerdings berechnet das Plug-in bei jeder noch so kleinen Änderungen den gesamten Gesang neu, was kurze Ton-Aussetzer zur Folge hat. Im Großen und Ganzen ist das zwar zu verschmerzen, nervt aber bei der Feinabstimmung der Stimme trotzdem etwas.
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Die Einstellungsmöglichkeiten der Stimme bieten eine beeindruckende Tiefe. Von der Kraft über Heiserkeit bis hin zur Atmung kann alles genauestens Festgelegt werden. Zudem lässt sich definieren, ob es sich um Rap oder Gesang handelt und die Stimme via des Expression-Pads komfortabel in ihrer Ausdrucksstärke bestimmen. Auch hier haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Die Stimmen an sich klingen zwar trotz allem noch leicht synthetisch, lassen sich aber im Verhalten wirklich sehr natürlich gestalten. Im Zusammenspiel mit einem Instrumental oder nur als Backing-Vocals oder Doubles eingesetzt hört vermutlich kaum jemand, dass es keine menschlichen Stimmen sind – das ist beeindruckend wie beängstigend.
Übrigens ist auch das AI-Retakes-Feature dafür gedacht, schnell Variationen einzelner Noten oder kompletter Tracks zu generieren. Im Test hat das nicht funktioniert. Egal ob Timing, Pitch, Timbre oder alle, Unterschiede waren nur selten zu hören.

Interne Automation im Dreamtonics Synthesizer V Studio 2 Pro Test
Was sehr cool ist und in der ersten Version von Synthesizer V Studio Pro nicht möglich war, ist das Koordinieren der Phoneme-Timings. Während man beim Vorgänger noch alle MIDI-Noten aneinander gliedern musste, um Artefakte zu vermeiden, kann man nun die Länge der Worte genauestens definieren. Und selbstverständlich können Worte auch über zwei Noten gestreckt werden, um Betonungen zu setzen. Oder man nutzt die üppigen internen Automationsmöglichkeiten. Hier kann man nicht nur Verläufe von Pitch, Mund-Öffnung und anderen Parametern und Vocal-Modi einzeichnen, sondern auch deren Ziel, wenn man so will, definieren. Zum Beispiel, dass die Stimme lauter wird, wenn der Mund etwas weiter geöffnet wird. Das ist ziemlich cool!
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass die Rekonstruktion einer menschlichen Stimme sehr schnell sehr zeitaufwendig wird. Das ist keine Kritik an dem Tool selbst. Man sollte aber auch nicht erwarten, dass man nach 15 Minuten mit einem perfekten Vocal-Track da steht.
Arrangement
Wie ebenfalls bereits erwähnt, ist das Synthesizer V Studio 2 Pro wie eine DAW konzipiert. Es können Notengruppen, Pattern und mehrere Tracks erstellt, kopiert, eingefügt und frei platziert werden. Dadurch lassen sich auch im Nu beispielsweise Harmonien/Dopplungen programmieren. Ebenfalls sehr cool ist die Möglichkeit, verschiedenen Notengruppen verschiedene Sprachen zuzuweisen. So kann ein Lead-Sänger innerhalb desselben Tracks beispielsweise Spanisch und Englisch singen, ohne dass man den Überblick verliert.
Insgesamt ist die Software sehr intuitiv konzipiert. Wer eine DAW bedienen kann, und das werden 99 Prozent derer sein, die sich für solch ein Tool interessieren, findet sich ohne Schwierigkeiten direkt ein.

Dreamtonics Synthesizer V Studio 2 Pro Test: Fazit
Mit dem Synthesizer V Studio 2 Pro veröffentlichen Dreamtonics die zweite Version ihres Vocal-Synths und -Editors. Ich war im Test beeindruckt von den tiefgehenden Einstellungsmöglichkeiten, die einer menschlichen Stimme sehr nahe kommen. Das Tool bietet wirklich umfassende Bearbeitungsmöglichkeiten und sogar interne Automationen sowie die Anpassung des Timings von Phonemen. Die Handhabung ist DAW-typisch gestaltet und daher auch intuitiv. Bei Ausnahmen wie dem Eingeben der Lyrics wurden durch das Springen von Note zu Note via Tab oder der Insert-Lyrics-Option nutzerfreundliche Abläufe geschaffen. Die kurzen Aussetzer beim Verändern von Parametern nerven etwas. Das ist aber wohl dem Processing geschuldet. Die AI Retakes funktionieren nicht wirklich, was schade ist. Ansonsten gibt es am Synthesizer V Studio 2 Pro aber nichts zu meckern. Im Gegenteil: Dass auch komplette Arrangements innerhalb des Standalone- und Offline-fähigen Tools möglich sind, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Gut 110 Euro (inklusive MwSt.) für eine Software wie diese und sogar inklusive einem Voice-Pack ist ein absolut fairer Preis.
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP, exkl. MwSt.): 94,02 Euro, Voice-Packs jeweils 75,03 Euro
Weitere Infos: Dreamtonics
Pros
- Intuitive Handhabung
- Hohe Klangqualität
- Detaillierte Einstellungsmöglichkeiten
- Offline nutzbar
- Preis
Cons
- Kurze Ton-Aussetzer beim Ändern von Einstellungen
- AI Retakes machen kaum hörbare Unterschiede
Fotos: Hersteller, Screenshots