Baby Audio BA-1 Test: Einstimmige Spitze

Der BA-1 ist das erste Instrument von Baby Audio. Es emuliert einen Synthesizer der achtziger Jahre, der virtuell um einige Funktionen erweitert wurde. Geheimtipp oder Flop? – Der Test verrät es!
Es müsste etwa nach der dritten oder vierten Veröffentlichung von Baby Audio gewesen sein, als ich mit Gründer Caspar Bock über deren Plug-ins sprach. Damals fragte ich ihn, ob man bald auch einem Klangerzeuger erwarten dürfe. Er vertröstete mich und meinte, dass das wohl noch etwas dauern würde, es sei aber sein Traum, einen Synthesizer zu veröffentlichen.
Einige Zeit später, im August 2021, gaben Baby Audio auf Instagram bekannt, durch Zufall einen mysteriösen Synthesizer aufgetan zu haben. Es handelte sich um einen Ace Tone SY-100, wie der Hersteller damals verlauten ließ. Im Dezember 2021 folgte ein weiterer Post, der besagte, dass das Sampling beinahe abgeschlossen sei. Entsprechend stieg meine Vorfreude – nun konnte es wohl nicht mehr allzu lange dauern!

Nun, knapp 1,5 Jahre später verkünden Baby Audio schließlich die Veröffentlichung ihres ersten virtuellen Instruments: BA-1. Allerdings emuliert dieser den Yamaha CS-01 Monosynth und nicht, wie angenommen, den Ace Tone SY-100. Das ist nicht wertend gemeint, war aber doch unerwartet…
Doch nun genug der Nostalgie. Werfen wir einen Blick auf das gute Stück und lassen uns überraschen, ob das Vorhaben „Synthesizer“ geglückt ist.
Oberfläche
Wie erwähnt, basiert der BA-1 auf dem CS-01. Entsprechend ist seine Nutzeroberfläche ein Abbild des Originals – mit einigen Extras. Herzstück sind die zwei Oszillatoren (die Hardware hat nur einen OSC), die jeweils die Wellenformen Dreieck, Sägezahn, Rechteck und Pulse sowie Pulsweitenmodulation beziehungsweise Noise erzeugen können. Die Tonhöhe kann via Pitch- und Oct-Fader eingestellt werden. Ein X-Fade-Slider regelt das Verhältnis der beiden Oszillatoren zueinander. Glissando lässt sich ebenfalls via Slider einstellen.
Des Weiteren gibt es Sektionen für FM, das Filter mit optionalem Keytracking sowie einem ADSR-Envelope. Der LFO kann wahlweise Oszillator 1 oder das Filter beeinflussen. Außerdem kann die Sidechain fürs Ducking pre oder post geschaltet werden. Für Lo-Fi-Vibes sorgt ein de/aktivierbarer integrierter Lautsprecher. Der Battery-Fader emuliert die Stromversorgung und sorgt, je nach „Saft“ für Tonhöhenfluktuationen, Rauschen und Verzerrungen.
Etwas versteckt, ganz rechts oben auf der wahlweise in grau, pink, blau und orange darstellbaren Nutzeroberfläche, können MIDI CC, Polyphonie und Velocity de/aktiviert werden.

Baby Audio BA-1 Test: Effekte
Die Effektsektion basiert auf Gitarrenpedalen und Rack-Effektgeräten der achtziger Jahre – passend zum Original. Tone hat Regler für Dark und Bright, die jeweils ein Shelv-Filter steuern. Distortion bietet mit Circuit und OD zwei Klangfarben. Ersteres emuliert den Schaltkreis des Hardware-Synths, OD ein Overdrive-Gitarrenpedal.
Hinzu kommen ein Delay sowie ein Reverb, die beide Fader zum Einstellen des Effektanteils und der Länge haben. Außerdem gibt es einen Chorus, an dem allerdings nicht geschraubt werden kann.
Presets
Im Lieferumfang des BA-1 ist eine riesige Auswahl an Presets enthalten: Über 500 Presets sind in 12 Kategorien unterteilt, zu denen auch das Pegboard Nerds Bass Music Pack und das Venus Theory Exploration Pack zählen. Wem das nicht reicht oder wer sich inspirieren lassen will, kann sich anhand des smarten Random-Generators unterhalb des Output-Reglers überraschen lassen.
Features
- 2 Oszillatoren
- 1 LFO
- Lowpass-Filter mit Resonanz
- ADSR-Envelope
- Integrierte Effekte
- Eingebauter Lautsprecher
- Battery-Slider
- Random-Generator
- Für Windows und Mac-OS, VST, VST 3, AU, AAX
Baby Audio BA-1 Test: Praxis
Die Bedienung des Synths ist dank übersichtlicher Oberfläche und der überschaubaren Anzahl an Funktionen intuitiv. Verschiedene Klänge, von Bässen über Leads und Plucks bis hin zu Effekten, lassen sich mit den beiden Oszillatoren kreieren.
Sehr gut gefallen hat mir das 24 dB Lowpass-Filter. Dessen Resonanz ist ziemlich spannend. Ihr Klang an sich ist nichts Außergewöhnliches – bis man sie fast ganz aufdreht. Dann fängt sie an, selbst zu oszillieren, was ein interessantes Movement zur Folge hat. Ist die Resonanz auf Anschlag, hat man einen Laser-artigen Sound. So einfach kann Sounddesign sein ;P

Wenige Parameter, viele Möglichkeiten
Das Zusammenspiel der Sektionen inklusiver integrierter Effekte funktioniert und klingt gut. Sehr cool ist die Sidechain, mit der sich der Synth ohne zusätzliche Plug-ins ducken lässt, wahlweise intern (4/4) oder via externem Signal. Außerdem sind der eingebaute Lautsprecher und die Battery-Funktion ein absolutes Highlight. Der Lautsprecher sorgt für Lo-Fi-Feeling während Battery für einen Tape/Vintage-artigen Klang sorgt. Nur Schade, dass Battery verhältnismäßig träge reagiert. Viele abrupte Änderungen via Automation funktionieren nicht. Über einen längeren Zeitraum, beispielsweise im Laufe eines 8- oder 16-Bar-Loops, funktioniert es gut und kann einen Sound spannend halten.
Von den Effekten hat mich im Test besonders der Chorus begeistert. Er verleiht dem BA-1 trotz seiner Einstimmigkeit Breite. Wer ein Fan von fetten Reese-Bässen ist, wie ich es einer bin, wird dieses Feature schätzen. Denn mal ehrlich, ein Mono-Reese-Bass macht keinen Spaß. Allein dieser Effekt erweitert die Einsatzmöglichkeiten des Synths um Einiges!
Einzig das Umschalten von Modi fand ich etwas unglücklich gelöst. Manchmal gibt es Schalter, die auch gut zu sehen sind, beispielsweise beim Sync des Envelopes. Manchmal schaltet man aber auch zwischen Modi um, indem man auf den Namen der Funktion klickt. Angezeigt wird dies zwar durch einen kleinen Punkt neben den Namen, dieser ist aber leicht zu übersehen.
Klang & Audiobeispiele
Der BA-1 hat einen angenehmen analogen Klang, wie man ihn von einem Monosynth erwartet. Er klingt nostalgisch, durch seine Textur aber auch vintage und etwas schmutzig. Das Plug-in hat einen zurückhaltenden Charakter, der sich auf den Mittenbereich konzentriert. Der Bassbereich ist weich und rund, was in angenehm macht. Er dürfte für meinen Geschmack aber etwas intensiver sein. Bei den Höhen ist es ähnlich. Trotz übertriebenen Brightness- und Distortion-Einstellungen wurden sie nie scharf oder unangenehm.
Im Allgemeinen klingt der BA-1 wirklich gut. Aufgrund der Zurückhaltung kann es aber manchmal schwierig sein, ihm seinen Platz im Frequenzspektrum eines Songs zu geben.
Wer an dieser Stelle übrigens auf einen Vergleich zum Original spekuliert hat, den muss ich enttäuschen. Ich habe die Hardware nie (wissentlich) gehört und kann daher keinen Vergleich ziehen.

Baby Audio BA-1 Test: Fazit
Baby Audio BA-1 – das erste virtuelle Instrument des Entwicklers, das als Monosynth in der heutigen Zeit ein durchaus mutiges Projekt ist. Die Mühe hat sich gelohnt, denn herausgekommen ist ein sehr gut klingendes Plug-in mit eigenem Charakter. Zugegeben, an die Einschränkungen musste ich mich erst gewöhnen, denn mit Serum, Massive X und Co. ist im Prinzip jede Klangschweinerei machbar. Doch genau das gefällt mir am BA-1: Er versucht nicht mehr zu sein, als er ist. Na gut, ein bisschen. Aber die Basis, der Kern, blieb erhalten und wurde durch den zweiten Oszillator und die Effekte sinnvoll erweitert.
Und wieder einmal haben Baby Audio es geschafft, mit dem integrierten Lautsprecher und Battery-Slider zu überraschen – Features, die ich noch bei keinem anderen virtuellen Synthesizer gesehen habe. Genau diese Kreativität macht die Plug-ins des Entwicklers besonders. Kurzum: Test bestanden!
Übrigens hat mir Caspar Bock verraten, dass die Emulation des Ace Tone Synthesizers in Arbeit ist. Man darf also gespannt sein!
Preis
Abschließend möchte ich noch auf den Preis eingehen, der regulär bei knapp 100 Dollar liegt: In Anbetracht dessen, dass man für etwa 80 Dollar mehr Sounddesign-Giganten wie benannte Serum und Massive X bekommt, fände ich den Preis für BA-1 zu hoch. Ich würde ihn eher bei zirka 70 Dollar sehen. Jedoch muss man Baby Audio zugute halten, dass sie sich auch bei den Effekten große Mühe gegeben haben und man mit dem Synth vier emulierte Effekte antiker Hardware erhält. Daher geht der Preis in Ordnung.
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 49 USD Einführungspreis; regulär 99 USD
Weitere Infos: Baby Audio | BA-1 @ Plugin Boutique*
Pros
- Übersichtlich, intuitiv
- Eigener Klangcharakter
- Einzigartige Funktionen
Cons
- Manche Funktionen sind leicht zu übersehen
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Fotos: Screenshots, Hersteller / Audio: Hersteller
4 Gedanken zu “Baby Audio BA-1 Test: Einstimmige Spitze”