Baby Audio Transit Test: Nahtloser Übergang

Baby Audio hat in Zusammenarbeit mit Andrew Huang einen Baukasten für Übergänge, Drops und Klanglandschaften entwickelt: Transit. 18 Effekte können für Build-Ups, Sweeps und Co. kombiniert werden und sich Dank eines Sequenzers entwickeln. Grund genug, sich das Ganze in einem Test genauer anzusehen…
Insbesondere in der elektronischen Tanzmusik sind Übergänge ein zentrales Element. Riser, Sweeps, Downer und Co. bauen Spannung auf oder ab und bereiten die Konsumenten auf die bevorstehende Energie eines Songabschnitts vor.
Baby Audio Transit setzt genau dort an und bietet einen Baukasten mit 18 Effekten (weitere sollen folgen) für kreative Übergänge, die langweilige Noise-Sweeps ablösen sollen. Dafür haben die amerikanischen Entwickler den Produzent Andrew Huang an Bord geholt, mit dessen Hilfe Transit laut eigenen Aussagen zu einem ultimativen Transition Designer herangewachsen ist.

Übersicht
Die wahlweise in schwarz oder weiß darstellbare Nutzeroberfläche stellt sieben Slots zur Verfügung, in die jeweils einer der folgenden 18 Effekte geladen werden kann:
- Auto Pan
- Bitcrusher
- Chorus
- Delay
- Distortion
- Filter 12 (12 dB Flankensteilheit)
- Filter 24 (24 dB Flankensteilheit)
- Noise
- Osc (Oszillator)
- OTT (Multiband-Kompressor)
- Phaser
- Pitch Shift
- Pump
- Reverb
- Spread
- Tremolo
- Utility (Gain, Pan, Tone)
Die Effekte bieten spezifische Einstellungsmöglichkeiten, die sich auch als Preset speichern lassen, und können in ihrer Anordnung in der Signalkette jederzeit frei verschoben werden.
Baby Audio Transit Test: Transition Control
Jeder Slot ist automatisch mit der Transition Control verbunden. Über deren Drehregler lässt sich die Intensität der gesamten Effektkette steuern und bei Bedarf in der DAW automatisieren. Ein Minimum und Maximum kann ebenfalls Effekt-spezifisch gesetzt werden. Steht die Transition Control beispielsweise auf 80 Prozent, ist der Cutoff des Filters zu 40 Prozent offen und der Anteil (Amount) von Pump bei 60 Prozent. Das passiert entweder statisch oder dynamisch. Für letzteres müssen die Parameter der Effekte im Motion-Modus sein. Anschließend folgt deren Dosierung der Transition Control.
Motion-Sequenzer
Mit einem Klick auf die zwei Pfeile im Rahmen der Transition Control wechselt man in den Sequenzer-Modus. Darüber kann der Übergang über bis zu acht Bars aufgebaut werden. Streng genommen ist es kein Sequenzer, sondern eher eine Dry/Wet-Automation.
Mit Loop und Pendulum stehen zwei weitere Funktionen zur Verfügung, die Transit zu einem LFO-Tool für Songabschnitte oder gar über den kompletten Track machen. Damit der Motion-Sequenzer richtig funktioniert, müssen zumindest ein paar der Effektparameter auf „Motion“ stehen. Ich sage absichtlich „ein paar“, denn fast jeder Parameter eines Effekts kann individuell statisch oder dynamisch agieren – die beeindruckende Flexibilität des Plug-ins wird im weiteren Verlaufe dieses Test noch deutlicher werden!

Eine Prise Zufall
Über Zufallsgeneratoren verliere ich in der Regel nicht allzu viele Worte. Baby Audio und Andrew Huang haben sich allerdings auch hier etwas Ausgefuchstes einfallen lassen: Im oberen rechten Eck des Plug-in-Fensters ist das klassische Würfelsymbol für den Randomizer. Bevor man diesen klickt, kann anhand des daneben befindlichen Schlosssymbols ausgewählt werden, welche Slots beziehungsweise Parameter eines Effekts davon betroffen sind. Richtig gehört! Auch einzelne Effekteinstellungen lassen sich sperren!
Außerdem hat jeder Slot einen eigenen Zufallsgenerator, der sich ebenfalls rechts oben im Rahmen befindet. Somit lässt sich schnell gezielt ein einzelner Effekt randomisieren, ohne das vorher alle anderen Effekte und Einstellungen von Transit gesperrt werden müssen.

Doch damit noch nicht genug. Die Würfel können wahlweise via MIDI ins Rollen gebracht werden. Zumindest soll dies in der Theorie funktionieren, um Live-Switches Dank der geringen Latenz des Plug-ins realisieren zu können. Im Test mit FL Studio ist mir leider kein MIDI-Assignment gelungen.
Weitere Funktionen
Neben dem globalen Zufallsgenerator gibt es noch einen Radiergummi, der die komplette Effektkette löscht. Daneben wiederum befindet sich eine liegende Acht. Ist diese aktiv, bleibt der Effekt unabhängig von der Transition Control 100 Prozent wet.
Mittig angebracht ist der Baby-Audio-typische Preset-Manager, über den die über 300 Presets gebrowst und geladen sowie eigene abgespeichert werden können. Über das Fragezeichensymbol am linken oberen Fensterrand wird die Einführungstour erneut aufgerufen.
Um das Plug-in in Bypass zu schalten, genügt ein Klick auf das Baby-Audio-Logo oder den „x Andrew Huang“ Schriftzug. Schließlich bleiben noch Mix- und Output-Slider am unteren Fensterrand zu erwähnen.
Baby Audio Transit Test: Features
- 18 integrierte Effekte
- Statischer und dynamischer Modus
- One-Knob-Kontrolle
- Motion-Sequenzer
- Flexibles Routing
- Über 300 Presets
- Für Windows und Mac-OS, VST, VST 3, AU und AAX
Praxis
Zu Beginn habe ich mich durch einige Presets gehört, die unter anderem von Andrew Huang, Modestep, Solidtrax und Epic B stammen. Dadurch wurde schnell die klangliche Vielseitigkeit von Transit klar, die von schrillen und verzerrten Risern über Lo-Fi und abgespacten Movements bis hin zu einlullenden Echos reicht.

Dank des simplen Baukastenprinzips lassen sich Effekte schnell bearbeiten, löschen/austauschen und in der Signalkette verschieben. Insbesondere Letzteres fiel mir sofort positiv auf, denn diesen Punkt habe ich erst vor Kurzem bei meinem Test von Tracktion Love kritisiert – Ein kreatives Tool, wie es Multi-Effekte sind, sollte meiner Meinung nach die größtmögliche Flexibilität bieten, um die Kreativität zu fördern.
Transit macht genau das vorbildlich und erweckt bei mir den Eindruck, auf Klangexperimente ausgelegt zu sein. Diese Interpretation führe ich insbesondere auf den Randomizer zurück. Da nicht nur komplette Slots, sondern auch einzelne Parameter eines Effekts gesperrt werden können, nähert man sich mit eben erwähnter Flexibilität einem geeigneten Klang an.
Mehr als nur ein Übergang
Auch wenn Transit auf den ersten Blick „einfach“ erscheint, sollte man sich nicht davon täuschen lassen. Es ist gar nicht so leicht, einen coolen, passenden Übergang zu bauen. Das Schrauben und Experimentieren macht aber viel Spaß. Dabei wurde auch schnell klar, dass sich das Plug-in nicht nur auf Übergänge beschränkt, sondern auch für Texturen oder Soundeffekte eingesetzt werden kann. Zum Beispiel kann Transit als Parallel-Effekt für Drums oder Vocals dienen. Mit dem Sequenzer und seinen zusätzlichen Modi ist außerdem Spielraum für schnelle LFO-artige Effekte (Stichwort „Wobble) oder langsam anschwellende Räume geboten.
Der Feinschliff der Effekteinstellungen geht gut von der Hand. Die Griffpunkte lassen sich gut mit der Maus fassen und die Möglichkeit, die Verlaufskurve (im Motion-Modus) einstellen zu können, setzt dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf.

Baby Audio Transit Test: Fazit
Baby Audio haben gemeinsam mit Andrew Huang eine Kreativbox erschaffen, die langwierige Automationen und CPU-lastige Plug-in-Ketten in einem simplen Baukasten vereint. Transit arbeitet Ressourcen-schonend und bietet viel Spielraum für Klangexperimente. Neben dem Einsatz als Transition Designer konnte das Plug-in im Test auch als Effekt für Instrumente, Vocals und Gruppen/Busse überzeugen. Es ist nur etwas Schade, dass ich es nicht geschafft habe, dem Randomizer einen MIDI-Trigger zuzuweisen. Ich werde es weiterhin versuchen und gegebenenfalls ein Update posten.
Die Flexibilität von Transit ist nichtsdestotrotz beeindruckend. Allein schon die Effekt-spezifischen Einstellungsmöglichkeiten wie der Motion-Modus, Effekt-Presets und einstellbare Verlaufskurven sind der Hammer! Dazu kommen noch der ausgeklügelte Zufallsgenerator und die Transition Control mit all ihren Facetten. Und das ist nur eine grobe Zusammenfassung.
Transit ist ein rundum gelungenes Plug-in, das seinem selbsternannten Titel als „ultimate transition designer“ definitiv gereicht wird. Egal ob DJ, Producer oder Sounddesigner, wer viel mit Übergängen arbeitet oder einfach gerne experimentiert, wird seine Freunde daran haben und durchaus Zeit sparen.
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 59 USD Einführungspreis; regulär 99 USD
Weitere Infos: Baby Audio | Transit @ Plugin Boutique*
Pros
- Einfache Handhabung
- Vielseitig einsetzbar für Übergänge, Effekte und Klanglandschaften
- Flexibel, freies Routing
- Effekt-spezifische Parameter
- Motion-Sequenzer
- Ausgeklügelter Randomizer
Cons
- Zuweisung von MIDI-Triggern für Randomize kann knifflig sein
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Fotos: Hersteller, Screenshots
8 Gedanken zu “Baby Audio Transit Test: Nahtloser Übergang”