Dawesome Hate Test: Distortion anders gedacht

Dawesome Hate Test: Distortion anders gedacht
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Mit Hate veröffentlicht Dawesome sein neuestes Plug-in. Und das ist nichts für schwache Nerven. Der Multi-Effekt widmet sich dem Design aggressiver und schneidender Sounds auf Basis von Wavetables. Grund genug, das Tool einem Test zu unterziehen.

Vor zwei Jahren habe ich Love von Dawesome getestestet. Der Multi-Effekt auf Basis einer Granular-Engine hat mir gut gefallen. Das Leben schien rosig, friedvoll, voller Freude und gespickt von Begegnungen regenbogenfarbener Einhörner. Doch Zeiten ändern sich bekanntlich. Aus Freude wird Trauer. Aus Einhörnern werden Teufel. Aus Liebe wird Hass. Und genau diese Emotionen und Aggressionen hat Dawesome nun in seinem neuen Plug-in, Hate, festgehalten – natürlich nur im Übertragenen Sinne.

Hate soll langweilige, sterile Produktionen mit schneidenden Verzerrungen zum Leben erwecken und setzt dafür auf eine Wavetable-Engine. Was hinter diesem einzigartigen Konzept steckt und ob sich damit tatsächlich brauchbare Sounds erzeugen lassen, verrät euch der Test.

Nutzeroberfläche von Dawesome Hate
Die Nutzeroberfläche im single-page-Konzept hat im Dawesome Hate Test durch einfache und intuitive Handhabung überzeugt.

Dawesome Hate Test: Überblick

Hate ist grundlegend genauso konzipiert wie Love. Alle Einstellungen und Bearbeitungsmöglichkeiten sind über eine Seite zugänglich. Wo die Granular-Engine war hat der Entwickler nun eine Wavetable-Engine implementiert. Diese bietet neben einem Dry/Wet-Slider unter anderem Drehregler für Drive, Slice, Flat, Warp, Punch und Image (mono/stereo). Kurz gesagt sind alle typischen Parameter an Bord, anhand derer man die Wellen formen kann.

Effekte

Die untere Hälfte des Plug-ins ist wieder für die integrierten Effekte reserviert. Im Vergleich zu Love hat sich hier einiges getan. Es stehen zwar nach wie vor sechs Slots zur Verfügung, die können nun aber frei belegt werden. Zur Auswahl stehen, haltet euch fest, satte 29 Effekte! Darunter finden sich typische Prozessoren wie Chorus, Phaser und Lowpass-Filter sowie exotischere  a lá Atari Punk, Loophole, Mal-Sync und J-60 Chorus.

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Jedes der Effektmodule bietet selbstverständlich wieder individuelle Einstellungsmöglichkeiten und Presets. Außerdem lassen sich die Module wieder sperren und werden somit nicht vom Zufallsgenerator beeinflusst.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch einen Panik-Knopf sowie Regler für Input, Output und Mix.

Dawesome Hate Test: Praxis

Für den Test von Hate habe ich mir wie üblich verschiedene Instrumente geschnappt, mich durch ein paar Presets geklickt und anschließend selbst geschraubt. Im Lieferumfang des Plug-ins sind eine Handvoll Wavetables enthalten, die man via Rechtsklick laden kann. Klanglich reichen diese von sanft bis aggressiv. Leider gibt es keine Möglichkeit, sich einfach durchzuklicken/-hören, wie man das beispielsweise bei den Presets macht.

Ein neuer Wavetable muss jedes Mal via Rechtsklick ausgewählt und geladen werden (behoben mit Version 1.06). Oder man importiert via drag&drop eine eigene Audiodatei. Das funktioniert auch super. Die Analyse geht schnell, sodass man ohne große Verzögerung weitermachen kann.

Die Wavetable-Engine im Dawesome Hate Test
Die Wavetable-Engine von Dawesome Hate bietet alle notwendigen Einstellungsmöglichkeiten.

Die Importmöglichkeit erweitert die klanglichen Optionen von Hate natürlich immens. Ich finde es immer lobenswert, wenn Entwickler den Nutzern diese Freiheit lassen. Außerdem lockt Dawesome damit, dass man mit Hate einzigartige Distortions beziehungsweise Sounds erzeugen kann – und das kann ich bestätigen. Insbesondere, wenn man selbst aufgenommene Samples einspeist.

Mehr als nur Verzerrung

Mittels der knapp 30 Effekte lässt sich der Klang feinschleifen oder ins Extreme biegen. Einige Module kennt man aus anderen Produkten von Dawesome, daher ist es keine Überraschung, dass auch hier die Qualität stimmt. Allerdings sei erwähnt, dass viele der Effekte erstmals Standalone (unabhängig eines Oszillators) zur Verfügung stehen. Mal-Sync ist sogar ein komplett neuer Prozessor. Kurzgesagt erweitern Bitcrusher, Distortion, Retro-Effekte, Modulationen, Reverbs und Co die klangliche Spielwiese um ein gutes Stück. Die Module lassen sich frei in der seriellen Signalkette platzieren und verschieben, was ich sehr begrüße, denn die feste Zuweisung hatte ich bei Love kritisiert.

Es versteht sich von selbst, dass die Wavetable-Engine nicht zwingend eingesetzt werden muss. Auch wenn Distortion die Kernkompetenz des Plug-ins ist, lässt es sich auch für allerhand Applikationen nutzen, die sich abseits davon bewegen.

Dawesome Hate Test: Audiobeispiele

Kickdrum dry
Kickdrum wet (nur Wavetable)
Kickdrum wet
Bass dry
Bass wet
Piano dry
Piano wet
Effektübersicht von Dawesome Hate
Ganze 29 Effekte bietet Hate zur Auswahl – einige davon erstmals Standalone.

Sound-Design oder Mixing?

Ich bin mir nicht ganz sicher, welche Zielgruppe Hate anspricht. Persönlich ordne ich Multi-Effekte immer in die Kategorie Sound-Design ein. Schließlich geht es darum, verschiedene Prozessoren zu kombinieren und Klänge auf kreative Weise zu manipulieren und zu formen.

Aus dieser Perspektive betrachtet können mit dem Plug-in auf jeden Fall spannende Dinge angestellt werden. Mit den zur Verfügung stehenden Parametern der Wavetable-Engine lässt sich der Sound gut kontrollieren und formen. Nichtsdestotrotz würde ich mir fürs Sound-Design ein oder zwei LFOs wünschen, um beispielsweise Slice und Warp zu automatisieren. Das ist zugegeben meckern auf hohem Niveau, denn eine DAW-Automation löst dieses Problem. Oder vielleicht bin ich hier einfach zu sehr von Serum verwöhnt, auch wenn der Vergleich hinkt. Es wäre dennoch ein nettes Schmankerl gewesen.

Was sich hingegen nur mühselig lösen lässt, ist das Routing. Eine Auswahl zwischen serieller und paralleler Bearbeitung wie Dawesome das beispielsweise in Kult umgesetzt hat, hätte ich, auch in Bezug auf Mixing, cool gefunden.

„Ich sehe Hate persönlich nicht als klassischen Multi-Effekt, sondern als vielseitigen kreativen Distortion-Effekt. Die anderen Effekte wie Reverb, Chorus etc. sind eher als kreative Ergänzungen gedacht – damit man zum Beispiel gezielt distorted tails erzeugen oder den Charakter des Distortion-Sounds weiter formen kann, ohne externe Plug-ins zu benötigen. Aber der Fokus bleibt klar auf der Verzerrung.“ – Dawesome über das Konzept von Hate.

Apropos Mixing: Aus dieser Perspektive betrachtet hat man mit Hate einen one-stop-shop zur Hand. Eventuell kommt man mit den rudimentären Einstellungsmöglichkeiten der Effektmodule bei spezifischen Klangvorstellungen im Vergleich zu dedizierten Plug-ins an seine Grenzen. Prinzipiell ist aber von Vintage-Klängen über melancholische Pads bis hin zu energetischen Sounds alles machbar.

Dawesome Hate Test Übersicht

Dawesome Hate Test: Fazit

Mit Hate veröffentlicht Dawesome einen Multi-Effekt im Stil von Love, der diesmal aber auf einer Wavetable-Engine basiert. Im Test hat das Tool durch intuitive Handhabung, klangliche Vielfalt und der Importmöglichkeit eigener Audiodateien überzeugt. Mit Hate lassen dank der Wavetables einzigartige Verzerrungen erzeugen, die jeder Art von Quellsignal einen besonderen Touch verleihen können. Die Bandbreite reicht von subtiler Sättigung bis hin zu völliger Zerstörung.

Die unglaubliche Effektvielfalt von 29 Prozessoren, von denen Mal-Sync gänzlich neu ist, überzeugt durch hohe klangliche Qualität. Die rudimentären Einstellungsmöglichkeiten der einzelnen Module gehen für ein Plug-in dieser Art in Ordnung. Schön zu sehen ist, dass die Signalkette nun frei gestaltet werden kann. Leider gibt es keine Option, um zwischen seriellem und parallelem Routing auszuwählen. Das hätte die Möglichkeiten auch bezüglich Sound-Design abgerundet.

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 35,40 Euro Einführungspreis; regulär 59 Euro
Weitere Infos: Dawesome | Hate @ Plugin Boutique*

Pros

  • Einzigartige Verzerrungen durch Wavetable-Engine
  • Import eigener Audiodateien/Wavetables
  • Große Effektvielfalt und einem neuen Modul
  • Freies Platzieren der Effekte in der Signalkette
  • Intuitive Handhabung

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Fotos: Hersteller, eigene

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