Freakshow Industries Pocket Dimension Test: Auf und davon

Freakshow Industries Pocket Dimension Test: Auf und davon
Die Welt teilhaben lassen mit:

Pocket Dimension ist ein granulares Effekt-Plug-in, das zu einer virtuellen Reise durch Raum und Zeit einlädt. Wohin diese geht und wie sie sich beeinflussen lässt, erfährst Du im Freakshow Industries Pocket Dimension Test.

„Welcome to the dark side, we have plug-ins“ – das könnte der Slogan von Freakshow Industries sein. Ich wollte schon lange ein Plug-in der amerikanischen Software-Schmiede testen, die etwas andere Wege als die meisten Firmen geht…

Schon die Website überfordert auf den ersten Blick: Bunte Bauklötze mit schwer lesbaren Produktnamen sind wild durcheinander gewürfelt. Insgesamt strahlt die Seite, wie auch die Plug-ins, Horror-Vibes aus. Was durch unterhaltsame Produktvideos, die überhaupt keinen Sinn ergeben, untermalt wird.

Freakshow Industries (welch passender Name) lässt sich recht treffend mit dem englischen Wort „Mindfuck“ beschreiben: irritierend, verwirrend und zufällig – genau nach meinem Geschmack!

Features

  • Regler für Void, Dose und Secret
  • Einzigartige Modulationsfahrten
  • Außerirdische Nutzeroberfläche & Optik

Die verrückten Entwickler haben nun mit Pocket Dimension ihr neuestes Werk vorgestellt. Wie üblich wird nicht verständlich erklärt, um was es eigentlich geht. Ich würde sagen, Pocket Dimension ist ein sehr kreativer Stutter/Glitch-Effekt, der von Seiten des Entwicklers als „granulares Portal“ angepriesen wird.

Da bei Freakshow Industries alles, vom Teaser-Video über die Website bis hin zum Produkt selbst, ein Albtraum (im positiven Sinne) ist, gibt es mit dem Ankündigungsvideo einen Vorgeschmack auf was uns im Test erwartet.

Freakshow Industries Pocket Dimension Test: Übersicht

Pocket Dimension erinnert an einen alten Röhrenfernseher. Gut zwei Drittel der Nutzeroberfläche macht der „Bildschirm“ aus. Dieser spielt verstörende Bilder im Millisekunden-Takt ab – Willkommen in der Hölle! Im Bildschirm selbst gibt es ein kleines Illuminaten-Auge, das verschoben werden kann. Tut man dies, bleibt ein entsprechendes Bild stehen und wird extrem vergrößert. Damit tritt man sozusagen in eine andere Dimension ein.

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Der Bildschirm fungiert also als XY-Pad. Die drei Effektregler Void, Dose und Secret können individuell auf die X- oder Y-Achse gepatcht oder frei eingestellt werden. Zudem gibt es einen Modulator, der gelb hinterlegt ist und wahlweise deaktiviert werden kann. Das kleine bekritzelte schwarze Quadrat neben den Rate- und Depth-Reglern beschreibt die Modulationsfahrt. Ein Klick darauf öffnet ein Menü mit verschiedenen Kritzeleien, die wie üblich keinen Sinn ergeben.

Zu guter Letzt bleiben noch Attack- und Release-Regler zu erwähnen, die ausnahmsweise selbsterklärend sind. Zudem gibt es einen kleinen Schalter, mit dem die „Dimension“ invertiert werden kann.

Freakshow Industries Pocket Dimension Test Help
Die Hilfe-Texte gleichen eher einer Sci-Fi-Geschichte.

Houston, we have a problem

Natürlich ist Freakshow Industries bewusst, dass Pocket Dimension schwer verständlich ist. Deshalb kann man Tooltips mit einem Klick auf das Auge am unteren Fensterrand aktivieren. Bewegt man die Maus über ein Parameter, wir die entsprechende Erklärung eingeblendet. Diese lässt sich schwer in Worte fassen, deshalb hier ein paar Beispiele:

  • Void: Mildere scharfen Kanten deines Erlebnisses mit einer beruhigenden Simulation vertrauter Akustik.
  • Sigil Select (Modulationsfahrt): Der Weg des Tunnels durch Raum und Zeit. Die Folgen sind unvorstellbar.

Da weiß man doch direkt, was Sache ist. Das Ganze wird oftmals von vermutlich frei erfundenen Zitaten gestützt – alles für das Nutzererlebnis.

Mittlerweile dürfte jedem klar geworden sein, dass Pocket Dimension, wie auch die anderen Plug-ins von Freakshow Industries, mit einer gehörigen Portion Humor gewürzt sind. Ich finde es sehr cool, wie der Hersteller ein Fantasy-Abenteuer mit Musikproduktion verbindet und zum Experimentieren einlädt, was ich selbstverständlich getan habe…

Freakshow Industries Pocket Dimension Test Modulation
Eine von zwölf Modulationsfahrten bringt mich bestimmt zurück…

Irgendwo im Universum

Auf unserer Reise durch Zeit und Raum begleiteten mich Drums, Bass und Keys. Und dann hieß es Knöpfe drehen und das Illuminaten-Auge kreuz und quer auf dem Bildschirm verschieben. Es ist schwierig zu beschreiben, was die einzelnen Parameter tun, aber es klingt ziemlich cool.

Ich würde sagen, dass Void wie ein Pitch-Regler ist, Dose ein Stutter-Effekt und Secret irgendwas abgespactes, maschinell klingendes. Insgesamt greift Pocket Dimension ziemlich stark in das Signal ein, sodass man auf die Lautstärke achten sollte.

Im Faktencheck hat sich herausgestellt, dass ich mit meinen Einschätzungen der drei Regler doch etwas daneben lag… ?

Das Konzept von Freakshow Industries ist, die Kreativität zu fördern, indem man sich mit den Bezeichnungen der Parameter vage hält. Hier die wunderschöne Antwort – man muss sie lieben! – des Entwicklers:

„On one hand I feel like we should not meddle with this understanding. Like how a nature photographer shouldn’t disturb a snake eating a child. Technical understanding of what those particular parameters do isn’t really important to getting good results.“

– Freakshow Industries

Generell ist das auch die Einstellung, die ich vertrete. Allerdings finde ich Anhaltspunkte für ein grobes Verständnis doch hilfreich. Freakshow Industries war auch so freundlich, diese zu geben:

  • Void: Räumlicher Effekt, ähnlich einem Reverb
  • Dose: Manipuliert Grains auf chaotische Weise

Was Secret ist, werde ich nicht verraten. Zwar hat der Hersteller mir auch dafür einen Hinweis gegeben, aber es wäre ja kein Geheimnis mehr, wenn ich es jetzt sage…

Hands-on

Etwas gewöhnungsbedürftig war, dass der Effekt an sich nicht aktiv wird, bis das Illuminaten-Auge im Bildschirm bewegt wird. Anfangs verwirrend, wenn man das Plug-in insertiert, aber nichts passiert. Aufgrund der starken Klangveränderung ist das allerdings nachvollziehbar. Es ist eben kein Effekt, der permanent mitlaufen soll, sondern nur Akzente setzt.

Audiobeispiele

Freakshow Industries Pocket Dimension Drums dry
Freakshow Industries Pocket Dimension Drums wet 1
Freakshow Industries Pocket Dimension Drums wet 2

Und dies tut Pocket Dimension erstaunlich gut – und erstaunlich angenehm. Auf den Drums hat es mir sehr gut gefallen. Es macht richtig Spaß, über den Bildschirm zu fahren und zu hören, was passiert, wie lange man an welcher Position bleiben kann und wie schnell sich das Ganze wieder normalisiert.

Auch auf den Keys fand ich den Effekt spannend. Während die Drums eher gestuttert wurden, war der Klang hier verwaschen und verlangsamt. Zum Basteln von Übergängen könnte ich mir das durchaus vorstellen. Lediglich auf dem Bass konnte ich im Freakshow Industries Pocket Dimension Test kein gut klingendes Ergebnis erzielen.

Video

Freakshow Industries Pocket Dimension Test: Wohin geht die Reise?

Ich bin mir nicht mehr sicher, wo ich bin. Vielleicht schreibe ich diese Zeilen schon aus einer anderen Dimension, ohne es selbst zu merken. Was ist Realität? Was ist Einbildung? Ich werde auf jeden Fall zurückkommen, sobald ich die passende Modulationsfahrt mit den richtigen Parametereinstellungen kombiniert habe!

Spaß bei Seite, wobei es das für Pocket Dimension unbedingt braucht. Im Gegensatz zu „herkömmlichen“ Plug-ins ist dieser Test eher einem Abenteuer gleichzusetzen. Man hat keine Ahnung was man tut oder was passiert. Wenn man sich allerdings auf die Tooltips und das Konzept (falls überhaupt vorhanden) von Pocket Dimension einlässt, fängt man automatisch an zu experimentieren – und taucht damit in andere Dimensionen ein. Optisch ist die kleine Kreativbox natürlich unerreicht.

Mit Freakshow Industries Pocket Dimension lassen sich coole Effekte basteln. Wilde Stutters oder verwaschene Sounds können zum Beispiel kreiert werden. Zugegeben: Das waren eher Glückstreffer. Dennoch regt Freakshow Industries Pocket Dimension die Kreativität an und kann durchaus sinnvoll eingesetzt werden. Natürlich ist es eher eine Spielerei beziehungsweise für Sounddesigns interessant, nichtsdestotrotz sollte man dem Tool über die Demoversion eine Chance geben.

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 30 USD
Weitere Infos: Freakshow Industries

Pros

  • Einzigartige, unberechenbare Effekte
  • Einfache Handhabung
  • Problemlose Echtzeit-Manipulations ohne große Latenz

Cons

  • Schwierig, beabsichtigte Resultate zu erzielen

Fotos: Screenshots

Die Welt teilhaben lassen mit:

3 Gedanken zu “Freakshow Industries Pocket Dimension Test: Auf und davon

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