United Plugins Cyberdrive Test: Distortion in Hülle und Fülle

Mit Cyberdrive präsentieren United Plugins das ultimative Distortion-Plug-in: 3 Module, 64 Distortion-Typen und ein integrierter Feedback-Weg sind die Highlights. Ob man wirklich nur noch dieses Tool für Verzerrungen braucht, zeigt dir der United Plugins Cyberdrive Test.
United Plugins wollen mit Cyberdrive die Diskussion um das beste Distortion-Plug-in ein für alle Mal beenden. Selbstbewusst bewirbt die tschechische Software-Schmiede das neue Werkzeug von JMG Sound unter anderem mit den Worten „The distortion to end all others“ und „The final word in distortion has just been said“.
Na da schauen wir mal doch mal, ob sich Cyberdrive im Test tatsächlich als GOAT profiliert oder doch nur ein Schaf im Wolfspelz ist.
Inhaltsverzeichnis
Ein bisschen Spaß muss sein
Bevor wir uns den Funktionen und dem Test des Plug-ins widmen, möchte ich die Produkteinleitung von der Herstellerseite mit euch teilen. Ein amüsantes und humorvolles Stück, wie ich finde. Leider macht eine deutsche Übersetzung wenig Sinn, daher belasse ich es im Original:
The final word in distortion has just been said. You may throw all your distortions in the TRASH, now. With a great help of Dr. Distorstein we created a weapon of mass distortion. We wrote the final chapter and made the distortionest distortion that crushes everything. The last distortion standing, the insane drive that will drive you insane, is called Cyberdrive.
Gelesen von einem Sprecher mit tiefer, runder Stimme und unterlegt mit epischer Musik würde das einen kinoreifen Trailer abgeben!
Und die Idee, alle Distortions in Thrash zu werfen, ist grandios! Das habe ich natürlich gleich ausprobiert:
Ich lasse das einfach mal unkommentiert so stehen 😉
Jetzt aber genug herumgealbert. Sehen wir uns Cyberdrive an!
Features
- 3 Distortion-Module
- 64 Distortion-Typen
- Feedback-Schleife mit verschiedenen Delay-Modi
- 6 Effekt-Module mit verschiedenen Modi
- Alle Module separat de/aktivierbar
- Teilweise Emulationen von Analoggeräten
- Frei routbare Signalkette
- Single- oder Multiband
- Zufallsgenerator
- Für Windows & Mac-OS, VST, VST 3, AU, AAX
United Plugins Cyberdrive Test: Übersicht
Das Herz des Plug-ins bilden die drei Distortion-Module gemeinsam mit der Feedback-Schleife. Die Module besitzen jeweils Regler für Mix, Drive und Control. Letzterer ändert den Klangcharakter abhängig vom Distortion-Typ, beispielsweise durch die Manipulation der Bit-Tiefe oder der Kurve des Waveshapers. Zudem stehen jeweils ein Highpass- und Lowpass-Filter mit einstellbarer Flankensteilheit zur Verfügung, die wahlweise im Multiband-Modus arbeiten können. Dann wird nur der Signalanteil zwischen den Filtern bearbeitet. Hard-Clipper und automatische Gain-Kompensation (AGC) sind zudem vorhanden.

Pro Modul lässt sich eins von insgesamt 64 Distortion-Modellen laden. Sie umfassen verschiedene Sounds und Emulationen, unter anderem von analogen Geräten und Gitarrenpedalen bis hin zu Gitarrenverstärkern und anderen verrückten Wellenformen reichen.
>>> JMG Sound/United Plugins Nanopulse Test: Magischer Transienten-Designer <<<
Die Feedback-Schleife bietet eine Auswahl von neun Delay-Modi, die über Regler für Level, Time und Follow gesteuert werden. Hier sind ebenfalls Lowpass- und Highpass-Filter und ein Hard-Clipper vorhanden. Hinzu kommen allerdings die Möglichkeiten, den Feedback-Loop zu invertieren und sich selbst wieder zuzuführen.
Farbenfroh
JMG Sound haben Cyberdrive darüber hinaus einige interne Effekte spendiert: Dynamics, 2x Tone (Filter/EQ), Motion, Profile (Gitarren-Cabinets) und Space. Jedes (!) dieser Module bietet nochmal Zugriff auf verschiedene Modi. Motion kann beispielsweise ein Tremolo, Vibrato, Flanger, Chorus oder Wobble-Filter sein. Aufgrund der Fülle habe ich ein kurzes Video gemacht, in dem ich die Effektmodi durchklicke:
Am unteren Fensterrand von Cyberdrive ist übrigens die Signalkette abgebildet. Jedes einzelne Modul ist dort dargestellt und kann frei im seriellen Signalfluss platziert werden.
United Plugins Cyberdrive Test: Praxis
Als Ausgangspunkt für den Test dienen uns einmal mehr die Presets. Hier gibt es bereits verschiedene Voreinstellungen für unter anderem Drums, Enhancer, Keys uns Xtra (diverse Effekte). Als Quellmaterial kamen verschiedene Instrumente und –gruppen sowie Vocals zum Einsatz.
Und was soll ich sagen… Bei der Menge an Distortion-Modellen war für alles etwas dabei. Von subtiler Brillanz über knurrige Mitten bis hin zu rohen Zerrern ist alles möglich. Dank der Navigationsknöpfe (vor/zurück) kann man sich entspannt durchhören und entscheiden, was am besten passt.
Das spannende sind natürlich die drei Module, mit denen sich die unterschiedlichsten Distortion-Mixe brauen lassen. Dabei habe ich schnell den Control-Regler liebgewonnen. Dieser ist zwar aufgrund der Abhängigkeit zum Distortion-Typ gewissermaßen risikobehaftet, wirkte sich aber in den meisten Fällen angenehm aus. Als tonaler Feinschleifer leistet diese Funktion gute Arbeit.

Lasst die Spiele beginnen
Nebst Distortion- und Loop-Modulen bieten die integrierten Effekte weitere Anreize, kreativ zu werden. Auch hier ist die Flexibilität eines jeden Effekts beachtlich. Und von frei anpassbaren Routings bin ich ohnehin ein Fan. Man bekommt fast den Eindruck, einen Multi-Effekt statt eines Distortion-Plug-ins vor sich zu haben! Einzig das Fehlen der Navigationsknöpfe stört etwas. Im Gegensatz zu den Distortion-Typen können die Effekt-Modi nämlich nicht einfach mit „vor/zurück“ durchgeschaltet werden, sondern müssen jedes Mal über das Menü abgerufen werden.
Bei all den Möglichkeiten muss man allerdings aufpassen, sich nicht darin zu verlieren. Im Cyberdrive Test wollte ich auch nur mal eben meine Drums etwas aufpeppen. Gut eine Stunde später saß ich dann mit einem völlig irren Sound da, der überhaupt nicht mehr zum Quellsignal passte. Aber hey, ich hatte Spaß!

United Plugins Cyberdrive Test: Fazit
Cyberdrive ist ein Monster! Das Plug-in hält was es verspricht und erfüllt die Erwartungen der Ankündigungen. Im Test war ich begeistert von der Vielfalt und den Bearbeitungsmöglichkeiten. Bei 64 Distortion-Typen ist einfach für jeden Zweck etwas dabei. Und falls doch mal nicht, kann man immer noch mischen und kreativ werden.
Der Feedback-Loop, die Effekte und das freie Platzieren aller Module in der Signalkette erweitern die Sounddesign-Möglichkeiten zudem. Dass sich United Plugins beziehungsweise JMG Sound auch bei den Effekten noch so viel Mühe gegeben und verschiedene Modi implementiert haben, finde ich großartig. Die fehlenden Navigationsknöpfe hierfür sind auch das einzige Manko, dass ich an diesem Plug-in ausmachen konnte.
Ist Cyberdrive also der GOAT? Ich würde sagen: mitunter. Wer sich dieses Distortion-Plug-in holt, sollte für die allermeisten Fälle gut gewappnet sein. Es gibt aber noch einige andere sehr gute Konkurrenten, beispielsweise Saturn 2 von Fabfilter. Und wenn es ums Sounddesign geht, hat für mich Dent 2 von Unfiltered Audio die Nase aufgrund der internen Automationsmöglichkeiten vorne.
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 15 Euro Einführungspreis bis 30. September 2024; regulär 79 Euro
Weitere Infos: United Plugins |Cyberdrive @ Plugin Boutique*
Pros
- 3 Distortion-Module
- 64 Distortion-Typen
- Feedback-Schleife mit verschiedenen Delay-Modi
- 6 Effekt-Module mit verschiedenen Modi
- Frei routbare Signalkette
- Single- oder Multiband
Cons
- Keine Navigationsknöpfe zum Durchschalten der Effekt-Modi
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Fotos: Hersteller, Screenshots
nices!! Soundtheory Kraftur: Schmaus für Aug und Ohr