Mackie MobileMix Test: Nichts Halbes, nichts Ganzes

Mackie MobileMix Test: Nichts Halbes, nichts Ganzes
Die Welt teilhaben lassen mit:

Der MobileMix ist ein kompakter, achtkanaliger Mixer für Live-, Streaming- und A/V-Anwendungen, der via Akku betrieben werden kann. Ob sich der Kleine im Alltag profilieren kann, zeigt dir der Mackie MobileMix Test.

Mit dem MobileMix präsentieren Mackie einen kompakten Mixer für Live-Gigs, Streaming oder A/V-Produktionen. Das gerade einmal Din-A5-Blatt kleine Mischpult bietet acht Eingangskanäle inklusive Bluetooth, integrierte Effekte und vier Ausgänge – Das ist schon erstaunlich, aber noch nicht alles…

Mackie MobileMix von oben
Der MobileMix von oben.

Mackie MobileMix Test: Übersicht

Als mobiler Mixer kann der MobileMix wahlweise anhand des mitgelieferten Netzteils oder einer Powerbank mit Strom versorgt werden. Für Letzteres verbirgt sich ein Fach auf der Unterseite, in das eine Powerbank gelegt werden kann. Ein Anschlusskabel (USB-C auf USB-A) ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Der ausgewiesene Platz hat etwa die Maße (L x B x H) 14,5 x 7,5 x 2,5 cm. Nutzt man die ebenfalls mitgelieferten Klebestreifen zum Befestigen des Akkus, verliert man noch etwas an Höhe.

Eine coole Idee! So ist man in der Wahl des Akkus frei und kann diesen jederzeit selbst tauschen, anders als bei fest verbauten Stromversorgern. Allerdings hätte eine kleine Aussparung, um das Anschlusskabel nach draußen zu führen, die Flexibilität erhöht. Dann könnte man nämlich auch größere Powerbanks anschließen.

>>> Dante, AES & Co.: Netzwerktechnologie in der Audiobranche <<<

Die Kunststoffverschlüsse und –Scharniere der Klappe kennt man von vielen anderen Geräten wie Fernbedienungen oder Akkukammern von ferngesteuerten Autos. Und man weiß auch, dass diese Teile gerne schnell mal brechen. Die lange Haltbarkeit dieser Elemente ist fragwürdig.

Apropos Haltbarkeit: Der MobileMix hat auf der Oberfläche eine Nut, in die beispielsweise ein Smartphone oder Tablet gestellt werden kann. Das ist praktisch, wenn man beispielsweise einen Videoanrufer in das Setup einbinden möchte.

Übrigens ist das gesamte Gehäuse des Mixers aus Kunststoff.

Mackie MobileMix Test Akku-Fach
Auf der Rückseite verbirgt sich ein Akku-Fach, in das eine Powerbank gelegt und mit den Klebestreifen befestigt werden kann.

Eingänge

Auf gerade einmal (H x B x T) 7,5 x 20,1 x 17,5 cm haben es Mackie geschafft, zwei Kombo-XLR-, einen Stereo-Line- sowie zwei Stereo-Aux-Eingänge unterzubringen. Bluetooth ist ebenfalls an Bord, dazu gleich mehr.

Die Kanalaufteilung ist wie folgt:

  • 1/2: Mikrofon/Instrument
  • 3/4: Line (L/R)
  • 5/6: Aux
  • 7/8: Bluetooth
  • Primary (Aux)

Die beiden Mikro/Instrumenten-Kanäle 1 und 2 bieten jeweils einen Umschalter zwischen Mikro und Instrument, Low-Cut-Filter (100 Hz, 18 dB/Okt.), Phantomspeisung und einen Zweiband-Equalizer, der  bei 80 Hz und 12 kHz eingreift. Mute- und Solo-Knöpfe sind nicht vorhanden.
Der Line-Kanal (3/4) besitzt im Gegensatz zu den Aux-Eingängen ebenfalls einen Zweiband-EQ.

Außerdem haben die Kanäle 1 bis 6 jeweils Regler für Gain, FX Send und Level – ausgeschlossen dem Primary-Anschluss, der hat nur einen Laustärkeregler. Zudem ist der Primary-Anschluss bidirektional und kann wahlweise Line- oder Smarthphone/Kamera-Pegel verarbeiten.

>>> Firesonic/United Plugins FireMaximizer Test: Einzigartiger Limiter <<<

Der Primary-Anschluss ist quasi wie ein zweiter, unabhängiger Mixer-Eingang oder, am Beispiel eines DJ-Controllers, ein zweites Deck. Der Blend-Regler ist wie ein Crossfader, mit dem die Signalanteile der beiden Quellen soliert oder vermischt werden können.

Bluetooth

Der Bluetooth-5.1-Stereokanal ist ebenfalls bidirektional und hat einen Lautstärkeregler. Die Mix-Minus-Funktion, die man unter anderem aus dem Mackie DLZ Creator kennt, verhindert Rückkopplungen beim Anrufer und in der Aufnahme – denn das geht auch via Bluetooth!

Die Aufnahmemöglichkeiten mit dem MobileMix sehen wir uns gleich genauer an.

Mackie MobileMix Test Lieferumfang
Im Lieferumfang sind ein Aux-Kabel, USB-A-auf-USB-C-Kabel und das Netzteil enthalten.

Mackie MobileMix Test: Integrierte Effekte

An Bord des portablen Mixers sind die Reverbs Plate und Hall sowie eine Kombination aus Reverb und Delay. Via Select-Knopf lässt sich zwischen den dreien umschalten. Eine LED visualisiert die aktuelle Auswahl. Die Effektlautstärke wird über den Level-Regler gesteuert. Einstellungsmöglichkeiten für beispielsweise Decay oder Feedback gibt es nicht.

Ausgänge

Auch bei den Ausgängen haben Mackie nicht gespart. Es gibt einen Miniklinken-Kopfhörerausgang, zwei Klinkenausgänge für Kopfhörermixe und einen Main Out (Klinke, L/R). Jeder Ausgang hat einen dedizierten Lautstärkeregler. Der der Main Outs ist gut sichtbar mit einer grünen Kappe versehen. Main Out ist außerdem der einzige Ausgang mit Pegelanzeige in Form von vier LEDs.

>>> Fiedler Audio Dolby Atmos Composer Essential Test & Interview <<<

Aufnahmemöglichkeiten

Der Mackie MobileMix hat keinen integrierten Recorder. Je nach Einsatzgebiet kann man den Mix über einen der Mix- oder Main-Ausgänge oder die bidirektionalen TRRS-Anschlüsse, zu denen der Primary-Kanal zählt, abgreifen. Die TRRS-Anschlüsse sind ebenfalls mit der Mix-Minus-Funktion ausgestattet und Primary zusätzlich mit einem Pad-Schalter für die Signalaufnahme von DSLR-Kameras.

Alternativ dazu lässt sich auch via Bluetooth aufnehmen.

Mackie MobileMix Test: Praxis

Der MobileMix steht auf gummierten, rutschfesten Füßen. Trotz kompakter Maße lassen sich alle Regler gut greifen und Tasten gut drücken. Der Widerstand der Drehregler ist fest, aber angenehm. Die Knöpfe wackeln kaum, haben einen spürbaren Druckpunkt und machen beim Drücken ein Klickgeräusch. Die Ausnahme ist der FX-Select-Knopf:

Im Vergleich zu den anderen fühlt er sich billig an. Zum einen, weil er mehr Spiel hat, also mehr wackelt. Zum anderen ist der Druckpunkt nicht so ausgeprägt. Ein Klickgeräusch gibts auch nicht, was aber weniger stört.

Mackie MobileMix im Praxistest
Trotz kompakter Abmessungen ließ sich der MobileMix im Test gut bedienen.

Über das Kunststoffgehäuse bin ich nicht wirklich erfreut. Es macht den Mixer zwar zu einem Leichtgewicht, fühlt sich aber nicht wertig an. Für mich eckt es auch mit Mackies „built like a tank“-Motto an, da hätte ich mehr (Metall) erwartet.

Im Faktencheck begründeten Mackie die Wahl des Gehäusematerials damit, dass Kunststoff natürlich leichter ist als Metall ist und sie ein möglichst leichtes Produkt für mobile Einsätze entwickeln wollten.

Mixing mit Hindernissen

Für den Test habe ich ein Kondensatormikrofon, einen Synthesizer und Bluetooth verbunden. Auf der übersichtlichen Oberfläche fand ich mich schnell zurecht. Mit den wenigen Bearbeitungsmöglichkeiten lässt sich der Klang nicht großartig anpassen, was ich aber in Anbetracht der Größe des MobileMix für vertretbar halte. Das Fehlen von Solo- und insbesondere Mute-Knöpfen hingegen nicht.

So muss jedes Mal, wenn man ein Signal einstellen möchte, neu gemischt werden. Denn um einen Kanal solo abzuhören, muss man alle anderen Lautstärkeregler herunter drehen. Zudem hat kein Kanal eine Peak/Clip-Anzeige.

Im Großen und Ganzen lassen sich mit dem kleinen Kästchen aber schnell passable Mischungen erstellen.

Mackie MobileMix Test Detailansicht
Die drei integrierte Effekte konnten im Test nur teilweise überzeugen.

Mackie MobileMix Test: Drown it in reverb

Die Wahl der Effekte seitens Hersteller ist, sagen wir mal, mutig. Der einzig verwendbare Effekt ist eigentlich der Plate-Hall, der sich für Sprache, Gesang und Instrumente eignet. Die anderen beiden sind bestenfalls als Effekt-Reverbs nutzbar.

„Hall“ ist laut Mackie ein warmer, mit Teppich ausgelegter Konzertsaal. „Reverb + Delay“ sollen ein Federhall mit Delay sein. Die Hallfahnen der eben genannten Kandidaten sind ziemlich lang und die Feedbacks zu aufdringlich mit zu vielen Wiederholungen. Für Sprache sind die beiden ungeeignet. Auff Instrumenten oder als gezielter Effekt finden sie vielleicht hier und da mal Anwendung. Für wirklich brauchbar halte ich sie aber nicht.

Dass Bluetooth und Primary keine FX-Sends haben, ist übrigens kein Problem. Für diese Signale werden in der Regel keine Effekte benötigt.

Aufnahme läuft… oder auch nicht

Für die Aufnahme eines Sets, Gigs, Streams oder ähnlichem kann man das Signal, wie erwähnt, über einen der Ausgänge oder den Primary-Anschluss abgreifen. Letzteres habe ich getestet und hatte keine Probleme, alle am MobileMix anliegenden Signale mit dem Smartphone aufzunehmen. Soweit so gut.

Spannender und komfortabler ist natürlich das bidirektionale Bluetooth, mit dem kabellos aufgenommen werden kann. Mit meinem Android-10-Smartphone und einem Android-12 Tablet hat das nur teilweise geklappt. Zwar hat das Smartphone Audio an den MobileMix geschickt, was ich über dessen Ausgänge auch hören konnte, aber kein Signal empfangen. Statt des MobileMixes als Eingang blieb es beim integrierten Handy-/Tablet-Mikrofon. Daran ließ ich auch nichts ändern.

Mackie MobileMix Recording
Die meisten Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite.

Nachdem ich das Problem nicht erörtern konnte, habe ich mich an den Produktspezialist von Mackie gewandt. Wie sich herausstellte, funktioniert das mit Android nur ab der neuesten Version (13). Grund dafür ist Bluetooth LE Audio, das erst ab Version 13 unterstützt wird.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich diese Spezifikation nur auf das Recording bezieht. Telefonate ließen sich mit meinem Android-10-Smartphone problemlos (bidirektional) einbinden.

Ich hatte noch die Möglichkeit, das Bluetooth-Recording kurz mit einem iPhone zu testen. Mit iOS 17.5.1 hat das auch auf Anhieb funktioniert. Die Übertragungs-/Klangqualität kann ich allerdings nicht beurteilen, dafür Stand mir das iPhone nicht lange genug zur Verfügung.

Keine Hinweise

Leider finden sich weder auf der Produktseite des MobileMix noch im Handbuch irgendwelche Hinweise zu den unterstützten Android- und iOS-Versionen. Für mich ist das ein absolutes No-Go. Warum man Interessenten die Rahmenbedingungen dieser „eindrucksvolle Funktion“ vorenthält, ist unverständlich. Und fördert nicht gerade den Gesamteindruck des Mixers.

Das Ganze ärgert mich vor allem auch, weil sich der Hersteller scheinbar lieber die Zeit genommen hat, sich einen Spaß zu erlauben:

Mackie MobileMix Handbuch
Im Handbuch haben sich Mackie einen Scherz erlaubt…

So etwas mag auf der Produktseite ganz amüsant sein. Im Handbuch hat das meiner Meinung nach nichts verloren. Da schaut man rein, weil man Infos zu etwas benötigt, und nicht, um sich über Witze zu amüsieren…

Mackie MobileMix Streaming

Mackie MobileMix Test: Fazit

Mit dem MobileMix haben es Mackie geschafft, auf engstem Raum eine hohe Anzahl an Funktionen unterzubringen. Leider hat man eher auf Quantität statt Qualität gesetzt. Irgendwie ist der Mixer von allem ein bisschen, aber nichts komplett. Auch wenn man je nach Anwendungsart einige negative Punkte verschmerzen kann, konnte der MobileMix im Test nicht halten, was er verspricht. Gegipfelt ist dieser Eindruck beim Bluetooth-Recording, das mit Android nur mit der neuen Version 13 funktioniert, worüber es keinerlei Hinweise gibt.

Das Kunststoffgehäuse mag für reine Studiogeräte noch akzeptabel sein, für Live-Einsätze aber wohl eher umstritten. Das Firmenmotto „built like a tank“ würde ich diesbezüglich in Frage stellen. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass die Wahl des Gehäusematerials den Mixer zu einem Leichtgewicht macht.

Davon abgesehen ist der Mackie MobileMix einfach viel zu teuer. Der hauseigene ProFX6v3-Mixer bietet fast die gleichen Funktionen, scheint aber wesentlich professioneller/durchdachter, kostet nur etwa 30 Euro mehr und kann außerdem als Audio-Interface genutzt werden.

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 304,62 Euro
Weitere Infos: Mackie

Pros

  • Leichter, kompakter Mixer mit 8 Kanälen
  • Bidirektionale Primary- und Bluetooth-Kanäle
  • Bluetooth-Recording mit bestimmten mobilen Betriebssysteme
  • Stromversorgung via Netzteil oder Akku/Powerbank
  • Große Anschlussvielfalt
  • Gewicht

Fotos: Hersteller, eigene, Screenshots

Die Welt teilhaben lassen mit:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert