Dante, AES & Co.: Netzwerktechnologie in der Audiobranche

Dante, AES & Co.: Netzwerktechnologie in der Audiobranche
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Dante, MADI und ihresgleichen bieten professionelle Lösungen, um Studios zu verkabeln. Auch über lange Strecken gewährleisten sie eine gleichbleibend hohe Qualität. In diesem Beitrag stelle ich die gängigsten Protokolle vor.

Viele Wege führen nach Rom – und viele Kabel vom Aufnahmeraum in die Regie. Vor allem in größeren Studios müssen Kabelwege ausgeklügelt sein, um einen hohen Qualitätsstandard, Zuverlässigkeit und Flexibilität zu gewährleisten.

Dafür wurden seit den achtziger Jahren diverse Schnittstellen und Protokolle entwickelt. Zu diesen zählen auch AES/EBU, MADI, ADAT und Dante, die wir uns nachfolgend genauer ansehen.

Solltest Du darüber nachdenken, dein Studio entsprechend aufzurüsten, bedenke, dass Du eventuell entsprechende Hardware mit geeigneten Schnittstellen anschaffen musst.

Kabel von Sommer Cable
Kabel von Sommer Cable.

AES/EBU & AES3

Bei der AES/EBU-Schnittstelle handelt es sich um eine Spezifikation der Audio Engineering Society (AES) und der European Broadcasting Union (EBU). 1985 wurde diese spezifiziert und sieben Jahre später standardisiert. Die AES3-Schnittstelle bezeichnet Standard Nummer 3 und unterscheidet sich von EBU nur darin, dass keine erdfreie Übertragung vorgeschrieben ist.

AES/EBU bedient sich der klassischen symmetrischen XLR-Verbindung und überträgt Signale seriell und unidirektional mit bis zu 24 Bit und 192 kHz. Kabellängen von über 100 Meter sind problemlos möglich. Ab 100 Metern sollten allerdings spezielle Kabeltypen mit 110 Ohm Widerstand genutzt werden. Für kürzere Wege reichen reguläre XLR-Kabel (in der Regel mit 75 Ohm) aus.

Bei einer AES3-Verbindung wird jedes Sample eines Audiokanals als Subframe bezeichnet beziehungsweise zusammengefasst. Ein Subframe setzt sich aus 32 Bit zusammen:

  • 4 Bits für die Synchronisation
  • 4 Bits für Aux (wahlweise als Erweiterung für Audio nutzbar)
  • 20 Bits für Audiodaten
  • Jeweils 1 Bit für Parity, Validity, User und Channel Status

AES3 kann sowohl Stereo- als auch zwei Monosignale übertragen. Daher werden die Kanäle nicht als links/rechts, sondern als A/B bezeichnet.

Wenn Du dich tiefer in die Materie einlesen möchtest, empfehle ich die entsprechende Application Note von NTI Audio, die auch mir als Quelle gedient hat.

MADI

Der Multichannel Audio Digital Interface Standard (MADI) wurde ebenfalls von der AES entwickelt und erstmals 1991 als AES10-1991 veröffentlicht. Das Protokoll ähnelt dem von AES3; es ist ebenso seriell und unidirektional. Die Auflösung liegt bei 24 Bit und 48 kHz, kann aber laut RME Audio alternativ via S/MUX4 auf 192 kHz erhöht werden.

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MADI überträgt in der Regel bis zu 56 Kanäle (64 ohne Varipitch-Unterstützung) über eine einzige Leitung, die wahlweise coaxial oder optisch angebunden ist. Für kurze Strecken bis 50 Meter eignen sich coaxiale Verbindungen. Für alles darüber, bis zu zwei Kilometer, werden optische Kabel empfohlen.

Weitere Infos bietet auch hierfür wieder die dazugehörige Application Note von NTI Audio.

Ethernet-Kabel von Cordial
Ethernet-Kabel von Cordial.

ADAT

ADAT steht für Alesis Digital Audio Tape und wurde 1992 von Alesis veröffentlicht. Ursprünglich für die Aufnahme auf S-VHS-Bänder ausgelegt, hat sich auch dieses Format im Laufe der Zeit entwickelt und überträgt heute via TOSlink digitale Audiodaten. Bis zu acht Monokanäle können mit einer Auflösung von 24 Bit und 48 kHz übertragen werden. Via SMUX2 kann die Abtastrate auf 96 kHz (vier Kanäle) oder 192 kHz (zwei Kanäle) erhöht werden.

Empfohlen werden Kabelwege von maximal zehn Meter.

Dante

Dante wurde von Audinate entwickelt und ermöglicht, Audiodateien via Netzwerk verlustfrei zu übertragen. Via herkömmlichen Ethernet-Kabeln werden Signale als IP-Pakete mit bis zu 32 Bit und 192 kHz versendet. Dante stellt über eine einzige Verbindung über 500 Kanäle zur Verfügung und wird über den kostenlosen Dante-Controller des Entwicklers verwaltet/geroutet. Außerdem können herkömmliche LAN-Schnittstellen anhand der kostenpflichtigen Dante Virtual Soundcard Dante-fähig gemacht werden.

Dieses Protokoll kann übrigens auch für Videoapplikationen genutzt werden und eignet sich für Übertragungen über sehr lange Strecken (genaue Angaben konnte ich nicht finden).

Fotos: Taylor Vick/Unsplash (Titelbild), Cordial, Sommer Cabl,

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