Eventide Blackhole Immersive Test: Interstellare Welten

Eventide Blackhole Immersive Test: Interstellare Welten
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Der Eventide Blackhole Immersive ist die mehrkanalfähige Version des kreativen Reverbs, die Konfigurationen bis 9.1.6 unterstützt. Was sich damit im 3D-Klangraum anstellen lässt, habe ich in einem Dolby-Atmos-Studio getestet.

Mit Blackhole haben Eventide bereits vor über 20 Jahren den Grundstein für einen Reverb gelegt, der die Musik- und Filmlandschaft prägen sollte. 1999 wurde dessen Algorithmus als Teil des DSP4000-Systems eingeführt. 2012 wurde der Algorithmus erstmals in Form eines Stereo-Plug-ins veröffentlicht – das ist durchaus überraschend, denn Surround- und immersive Formate waren auch damals schon zumindest in der Filmbranche etabliert.
Sieben Jahre nach der Veröffentlichung des Plug-ins, 2019, wurde Blackhole auf iOS portiert und als App zugänglich gemacht. 2020 folgte dann die Markteinführung in Form eines Reverb-Pedals. Und schließlich kam 2023 eine mehrkanalfähige Version des Plug-ins auf den Markt. Diese bekam im Januar dieses Jahres nochmal ein fettes Update spendiert, das die Unterstützung von Lautsprecherkonfigurationen bis 9.1.6 sowie Upmixing und neue Presets mit sich brachte.

Da es sich bei Blackhole um einen Reverb mit kreativem beziehungsweise Sounddesign-Ansatz handelt, ist es besonders spannend zu testen, was sich damit in einem dreidimensionalen Klangraum anstellen lässt. Um das herauszufinden durfte ich mich im Studio F der msm-studios München austoben, das mit einem 9.1.6-Monitoring-System ausgestattet und sowohl Dolby Atmos als auch Auro-3D zertifiziert ist.

Zudem bedanke ich mich bei Sound Service, dem deutschen Vertrieb von Eventide, für das Organisieren einer Testlizenz.

Eventide Blackhole Immersive  Nutzeroberfläche
Die Oberfläche von Blackhole Immersive ist aufgeräumt und übersichtlich.

Eventide Blackhole Immersive Test: Überblick

Der Blackhole Immersive bietet im Kern die gleichen Einstellungsmöglichkeiten wie die Stereo-Version, allerdings ergänzt um ein paar Funktionen für den Mehrkanal-Einsatz. Das bezieht sich insbesondere auf individuelle Equalizer- und Output-Gain-Einstellungen für All, Front, Top, Rear beziehungsweise Front, Surround Side, Surround Rear, LFE und Top Side.

Zudem kann ein Crossfeed eingestellt werden, es gibt eine dedizierte Delay-Sektion mit Drehreglern für Pre-Delay und Loop sowie einen neu hinzugekommenen Kill-Wet-Regler. Selbstverständlich ist auch wieder der Morph-Slider an Bord – ein Alleinstellungsmerkmal von Blackhole. Dieser agiert wie ein Macro, das den Nutzer zwischen zwei Werte-Sets überblenden lässt. Welche Parameter das betrifft und welche Werte das sind, ist frei definierbar.

Der Vollständigkeit halber Liste ich nachfolgend die bisher noch nicht genannten Einstellungsmöglichkeiten auf:

  • Input
  • Output
  • Mix
  • Gravitiy & Gravity Tilt (beeinflusst die Hallfahne bis hin zu Reverse-Effekten)
  • Size & Size Tilt
  • Feedback & Feedback Tilt
  • Kill Dry
  • Freeze
  • Mod Depth
  • Mod Rate
Studio F der msm-studios München
Den Test des immersiven Reverbs durfte ich im Studio F der msm-studios München durchführen, das ein 9.1.6-Monitoring-System besitzt.

Eventide Blackhole Immersive Test: Praxis

Für den Test habe ich mir verschiedene Stems, Einzelspuren und One-Shots zurechtgelegt und via Send an Blackhole Immersive geschickt. Für einen ersten Eindruck habe ich mich durch die unzähligen Presets geklickt – und hier wurde schnell deutlich, dass es sich um einen kreativen Hall handelt. Die Räume sind oft groß, mit langen Hallfahnen und abgespacten Charakteren. Von flächigen, rauschenden Fundamenten bis hin zu pulsierenden Effekten ist alles dabei. Aber auch ein paar mittelgroße Reverbs gibts zu entdecken. Die klingen und funktionieren auch gut, beispielsweise auf Drums, aber man merkt eben, dass Realismus nicht unbedingt die Stärke von Blackhole Immersive ist. Das macht aber überhaupt nichts, solange man sich dies bewusst macht.

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Dank der intuitiven Handhabung des Plug-ins lässt sich unkompliziert damit experimentieren und ich musste im Test aufpassen, mich nicht gänzlich darin zu verlieren. Für die gegebene Auswahl an Einstellungen kann man erstaunlich viele Kombinationen kreieren und teilweise schon durch kleine Veränderungen große klangliche Änderungen bewirken. Vor allem Gravity und das Delay haben mir sehr gut gefallen. Allein durch deren Manipulation eröffnen sich ganz neue Dimensionen.
Diese werden in ihrem räumlichen Eindruck durch die Tilt-Slider ergänzt. Anhand derer lassen sich die Balancen von Gravity, Size und Feedback zwischen vorne und hinten steuern. Dadurch kann beispielsweise ein Sog-artiger Reverb kreiert werden, der hinten raus nochmal anzieht statt auszuklingen. Auch über diese Funktionen lassen sich sehr einzigartige und schön klingende Effekte erstellen.

Eventide Blackhole Immersive Test in Pro Tools
Der integrierte Equalizer erlaubt auch die Bearbeitung von Gruppen und war im Eventide Blackhole Immersive Test völlig ausreichend.

EQ und Out-Gain: More channels, more problems?

Durch die Verteilung des Halls auf alle Kanäle bekommt man ein recht natürliches und subtiles Raumgefühl. Durch Crossfeed und die Output-Gain-Sektion kann man dieses noch verstärken beziehungsweise nach Geschmack abstimmen. Wer jetzt denkt: „more channels, more problems“, den kann ich beruhigen. Das Kanalmanagement ist über Gruppen gelöst, sodass man nicht jeden einzelnen Kanal in der Lautstärke anpassen muss – aber kann, wenn nötig.

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Dasselbe trifft auf den EQ zu. Allerdings lassen sich hier nur die Gruppen „Alle“, „Front“, „Oben“ und „Hinten“ bearbeiten. Das ist meiner Ansicht nach auch sinnvoll, wobei man bei einem kreativen Reverb sicher darüber streiten kann, ob mehr Manipulationsmöglichkeiten cool gewesen wären. Die Gruppen vereinfachen aber, die spektrale Balance zu erhalten. Der 3-Band-EQ erfüllt seinen Job und bietet ausreichend Flexibilität um das Frequenzspektrum zu formen.

Übrigens bietet Blackhole Immersive oberhalb der Output-Gain-Sektion zwei weitere Schalter für Input und Output. Diese zeigen anhand von LED-artigen Lichtern an, an welchen Kanälen Signal anliegt und raus geht. Das dient wohl nur zur Kontrolle. Ich fand es im Test eher verwirrend und dachte anfangs, man könne zwischen Input- und Output-Gain umschalten und die Verhältnisse anhand der Fader steuern. Das ist aber nicht der Fall.

Eventide Blackhole Immersive Preset-Menü
Mit dem Update im Januar sind auch neue Presets hinzugekommen.

Kreativ wie verrückt

Wie bereits erwähnt, kann die Morph-Funktion zwei Zustände beziehungsweise Werte speichern und zwischen diesen überblenden. Um einer Position Werte zuzuweisen, muss man nur auf „I“ oder „II“ klicken und den Reverb nach Wunsch einstellen. Ein erneuter Klick auf die Position deaktiviert den Zuweisungsmodus – super einfach.

Es können aber nicht nur die Drehregler des Reverbs dadurch automatisiert werden, sondern auch die Bänder des EQs. Man kann also wirklich alle Aspekte des Halls kontrollieren. Und das macht großen Spaß! Beim Verschieben des Morph-Sliders während des Playback kommen nämlich in Echtzeit die Auswirkungen der Parameteränderungen zum Vorschein, was wiederum ganz eigene Räume und Hallfahnen zu Tage bringt. Mit Freeze lassen sich diese einfangen und wieder loslassen. In Kombination mit Kill Dry und Kill Wet kann man dann weitere verrückte Effekt-Spielereien einbauen.  Ich kam mir dabei ein bisschen wie ein DJ vor: Morph als Crossfader und die Buttons (Kill, Freeze) als Decks. Geile Sache!

Darüber hinaus können die Buttons auch automatisiert werden. Somit kann man dann gezielt abgefahrene Effekte beziehungsweise Akzente setzen. Auf Drums, Keys oder auch Vocals in Kombination mit einer Sidechain hat das richtig gut funktioniert.

Eventide Blackhole Immersive Test: Zuweisung der Parameter zu Morph
Ist man im Zuweisungsmodus für Morph, ändert sich das Erscheinungsbild des Reverbs.

Eventide Blackhole Immersive Test: Fazit

Mit Blackhole Immersive haben Eventide ihrem traditionsreichen Reverb nicht nur modernen Produktionsstandards angepasst, sondern durch die Dreidimensionalität auch eine völlig neue Ausdruckskraft verliehen. Dadurch können sich die Qualitäten des kreativen Hall-Plug-ins erst richtig entfalten (ich habs auch in Stereo getestet – ein Unterschied wie Tag und Nacht). Das Tool hat im Test auf ganzer Linie überzeugt: Die intuitive Handhabung macht es einfach zugänglich. Features wie Gravity, Tilt und vor allem Morph eröffnen eine Spielwiese für außergewöhnliche virtuelle Räume. EQ und die flexible Output-Gain-Sektion, auch wenn letzteres durch das umschaltbare Metering verwirren kann, runden das Gesamtpaket ab.

Wer auf der Suche nach einem mehrkanalfähigen kreativen Reverb ist, sollte unbedingt die Demo von Blackhole Immersive anchecken!

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP, exkl. MwSt.): (Immersive) 299 USD, (Stereo) 199 USD
Weitere Infos: Eventide | Blackhole Immersive @ Plugin Boutique*

Pros

  • Intuitive Handhabung
  • Große Vielfalt an möglichen Klangcharakteren trotz weniger Parameter
  • Kreative Funktionen wie Morph und Tilt
  • Integrierter EQ für Kanalgruppen
  • Output Gain in Gruppen oder pro Kanal steuerbar

Cons

  • Input/Output Metering kann verwirren

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Fotos: Hersteller, msm-studios, Screenshots

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