Mixing Night Audio LOLComp Test: Mixing einfach gemacht

Mit wenigen Klicks und Einstellungsmöglichkeiten zu professionellem Sound – das verspricht Mixing Night Audio mit LOLComp. Dafür ist das Tool mit Mixing-Chains von Ken Lewis ausgestattet, die schnell zu guten Ergebnissen führen sollen. Ob das Plug-in mit der lustigen Oberfläche überzeugen kann, zeigt der Test.
Mixing Night Audio veröffentlichen mit LOLComp ihr zweites Werk. Gegründet von den Musikern und Toningenieuren Ken Lewis und Dom Rivinius, legt die Plug-in-Schmiede viel Wert aufs Hören. Das klingt banal, begründet aber die ungewöhnlichen Nutzeroberflächen der Produkte, die nicht einmal Einstellungswerte anzeigen, sodass man sich voll und ganz auf den Klang konzentriert.
Vor etwa zwei Jahren durfte ich zum Debut von Mixing Night Audio deren erstes Plug-in, GreenHaas, testen. Eins wurde sofort klar: Unter der verspielten Oberfläche verbarg sich ein erstaunlich vielseitiges und hochqualitatives Tool, das ich nach wie vor gerne nutze.
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Doch zurück zu LOLComp: Auch wenn der Produktname auf einen Kompressor hindeutet, handelt es sich eher um einen Channelstrip mit handverlesenen Mixing-Chains von Ken Lewis. Diese können mit weiteren Effekten angereichert werden. Also lasse dich nicht von dem Produktnamen und den verspielten Emojis irritieren, sondern vielmehr davon überraschen, wie sich das Tool in der Version 1.0.1 im Test schlägt!

Mixing Night Audio LOLComp Test: Nutzeroberfläche
Die liebevoll gestaltete Oberfläche von LOLComp ist als das Wort „LOL“ designt. Die zwei „L“ sind mit Fadern für die Ein- und Ausgangslautstärke bestückt. Deren Sockel zieren ein VU- und ein Gain-Reduction-Meter. Das „O“ ist der einzige Regler der Hauptsektion. Dieser steuert die Stärke der ausgewählten Signalkette.
Von Pandas, Kängurus, Drachen & Co.
Oberhalb des „O“-Reglers gibt es fünf Symbole, die die verschiedenen Mixing-Chains abrufen:
- Smiley/LOL-Chain: Musikalische Kompression ohne Artefakte.
- Panda-Chain: Bass-Designer für fette Foundations.
- Känguru-Chain: Für Punch und Durchsetzungskraft.
- Pfau-Chain: Sanfte Kompression mit Air.
- Drachen-Chain: Saturation und Distortion für einen aggressiven Klangcharakter.
Paralol – Es wird noch lustiger

Für noch mehr Spaß sorgt die Paralol-Sektion. Ein Klick auf den Button gibt den Blick auf die fünf Effekte Cut, Levitate, Mash, Awaken und Ixidate frei, mit denen der Klang feingeschliffen werden kann. Im Klartext bedeutet das, dass ein Filter, Tilt, Limiter, Exciter und Reverb zur Verfügung stehen.
Einige Effekt-Module können pre oder post geschaltet werden oder bieten verschiedene Klangcharakteristiken. Als Beispiel sei Awaken genannt, das mit Lavender oder Haze die Mitten oder Höhen betont. Drüber hinaus ist in dieser Sektion ein Mix-Regler untergebracht.
Features
- 5 Signalketten mit unterschiedlichen Charakteristiken
- Paralol-Sektion mit 4 zusätzlichen Effekten
- 100 Presets
- Für Windows & Mac-OS, VST 3, AU, AAX
Praxis: LOLComp als Einzelkämpfer
Zum Zeitpunkt dieses Tests veranstalteten Mixing Night Audio zufällig eine LOLComp-Mix-Challenge. Die optimale Gelegenheit, das Plug-in auf eine Probefahrt auszuführen! Zur Verfügung standen die 36 Instrumenten- und Gesangspuren des Titels „Losing Game“ von Obscene Stealers. Voraussetzung war, lediglich einen frei wählbaren EQ, GreenHaas und LOLComp für den kompletten Mix zu benutzen. Andere Plug-ins waren nicht erlaubt. Ich würde sagen, da hat jemand eine gehörige Portion Selbstvertrauen in die eigenen Tools 😉

Mixing Night Audio LOLComp Test: Gut Mix
Wie der ein oder andere aufgrund der geringen Anzahl an Einstellungen sicherlich schon vermutet hat, ist die Handhabung von LOLComp denkbar einfach. Entsprechend schnell findet man auch heraus, ob die ausgewählte Chain zum Signal passt. Die Signalketten tun genau das, was sie sollen beziehungsweise wie sie beschrieben werden. Somit gibt es keine bösen Überraschungen. Im Gegenteil, die Chains klingen alle hervorragend. Je nach angestrebtem Klang wählt man eine Signalkette aus, dosiert diese nach Geschmack und zack, fertig! Tja, so einfach kann Mixing sein!
Man sollte allerdings offen an die Sache herangehen und sich nicht von den Eigenschaften der Signalketten beirren lassen. Ich habe etwas Eingewöhnungszeit gebraucht, um auch mal zum Beispiel die Känguru-Chain auf Signalen auszuprobieren, die nicht zwingend Punch, sondern Saturation haben sollten. Natürlich gibt es dafür eigentlich die Drachen-Chain, aber Du verstehst, worauf ich hinaus will…
Was mir im Test außerdem positiv aufgefallen ist, war der Einsatz der In- und Output-Fader. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich diese normalerweise hauptsächlich für Gain Staging/Level Matching nutze. Aufgrund der wenigen Einstellungsmöglichkeiten von LOLComp habe ich damit experimentiert, denn besagte Saturation kann eben auch auf anderem Wege erzeugt werden.
Ein nettes Schmankerl ist übrigens die Darstellung der liebevollen Nutzeroberfläche, die sich entsprechend der ausgewählten Chain anpasst.
Klangbeispiele
Mixing Night Audio LOLComp Test: Der letzte Schliff
Mit der Paralol-Sektion lässt sich der Klang feinschleifen. Die durchaus geheimnisvoll benannten Module erklären sich schnell, sodass Limiter, Reverb und Co. nichts im Wege steht. Auch diese Effekte sind hochqualitativ und ich finde es super, dass der Hall fünf Räume zur Auswahl bietet. Insgesamt wird hier einiges an Spielraum geboten, denn neben verschiedenen Charakteristiken gibt es für einige Module die bereits genannte Möglichkeit, sie pre oder post zu schalten. Und wie sich das gehört, kann jeder Effekt separat de/aktiviert werden.
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Etwas unglücklich finde ich allerdings die Platzierung von Mix-Regler und Filter. Anfangs dachte ich, sie würden sich rein auf die Paralol-Sektion auswirken, da sie sich schließlich in diesem Bereich befinden. Das stellte sich jedoch als Irrtum heraus, denn sie agieren global. Außerdem „wacht“ das Plug-in mit eingeklapptem Paralol auf, sodass man diese Parameter auf den ersten Blick nicht sieht.
Während des Faktenchecks für diesen Test hat mir Dom von Mixing Night Audio versichert, dass sich die Paralol-Sektion mit dem nächsten Update standardmäßig öffnet. Damit wäre dann das eben erwähnte Problem behoben.

Fazit: Happy face oder sad face?
Auch wenn ich das Resultat meines Mixes für die Challenge zum Zeitpunkt dieses Tests noch nicht habe, hat es mir Spaß gemacht, mit LOLComp zu experimentieren. Ich war erstaunt, welch gute Resultate ich nur mit diesem einen Plug-in erzielen konnte – und das bei geringem Zeitaufwand. Mixing Night Audio präsentiert damit eine Allround-Lösung, die sowohl Einsteiger als auch Profis ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.
Alles in Allem kann ich sagen, dass LOLComp durchaus allein in der Lage ist, ein Signal hervorragend zu bearbeiten und zu veredeln, auch aufgrund der Paralol-Sektion. Die simple Handhabung und die Werte-freie Nutzeroberfläche zwingen einen dazu, sich auf den Klang zu konzentrieren. Eine Herangehensweise, die ich generell befürworte und auch bei anderen Plug-ins, beispielsweise Freakshow Industries Pocket Dimension, erleben durfte.
Um auf den Punkt zu kommen: LOLComp ist ein absolut würdiger Nachfolger von GreenHaas, den ich guten Gewissens empfehlen kann. Wer trotzdem noch nicht ganz überzeugt ist, kann sich mit der kostenlosen Demo-Version einen Höreindruck verschaffen.
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 149 USD
Weitere Infos: Mixing Night Audio
Pros
- Einfache Handhabung
- Vielseitige Klangcharakteristiken/-farben
- Paralol-Effekte separat aktivierbar
Cons
- Globaler Mix-Regler und Filter sind in der Paralol-Sektion versteckt (soll mit dem nächsten Update behoben werden)
Fotos: Hersteller, Screenshots, Collage: eigene
2 Gedanken zu “Mixing Night Audio LOLComp Test: Mixing einfach gemacht”