Engine Audio Quetzal Test: Antike Klänge Mesoamerikas

Engine Audio Quetzal Test: Antike Klänge Mesoamerikas
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Quetzal ist eine der ersten Librarys für den neuen Engine Player von Engine Audio. Wie gut die zwei miteinander harmonieren und ob die über 50 Instrumente überzeugen können, erfährst du in diesem Test.

Engine Audio veröffentlichen mit Quetzal die neueste Library von Eduardo Tarilonte, die ihre Nutzer in die Welten des mesoamerikanischen Dschungels eintauchen lässt. Gleichzeitig handelt es sich dabei um eines der ersten Produkte für den Engine Player der Marke „Engine Audio“, die erst dieses Jahr von Best Service gegründet wurde.

Zur Gründung und den Plänen von Engine Audio habe ich mit Wolfgang Wanko, einem der Geschäftsführer von Best Service, gesprochen. Das Interview kannst du über diesen Link abrufen.

Aus diesem Anlass werde ich näher auf den Player (v1.0.4) eingehen, als ich das sonst bei einer Library tun würde. Bevor wir uns also den über 50 Instrumenten von Quetzal widmen, sehen wir uns erst einmal das Framework an.

Engine Audio Engine Player Startup
Beim ersten Öffnen wird man mit dem Firmenlogo begrüßt.

Engine Player

Der Engine Player von Engine Audio ersetzt den bisherigen Player von Best Service und unterstützt aktuell Windows und Mac-OS. In einem ersten Gespräch mit dem Entwickler (Best Service) wurde deutlich, dass das Einpflegen der bisher veröffentlichten Librarys noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Das liegt unter anderem an der anderen Funktionsweise des Engine Players. Folglich müssen alle Grafiken, Schiebregler und Knöpfe händisch neu zugewiesen werden.

Es scheint auch noch diverse andere Probleme zu geben, zu denen sich unter anderem in meinem News-Post zu Engine Audio ein Leser geäußert hat. Mittlerweile haben Best Service ein FAQ/Troubleshooting veröffentlicht.

Zu den Problemen und Vorwürfen kann ich nichts sagen. Ich habe bisher keine Best-Service-Library genutzt und kann daher auch keine Vergleiche zum alten Player ziehen.

Der Engine Player ist aktuell gratis und nur für Besitzer von Best-Service-Librarys erhältlich. Laut Hersteller ist aber eine eigenständige Distribution geplant. Ob diese dann ebenfalls kostenlos ist, bleibt abzuwarten.

Engine Audio Engine Player Test: Library-Auswahl
Die Library- beziehungsweise Instrumentenauswahl im Engine Audio Quetzal Test.

Oberfläche

Die Nutzeroberfläche des Engine Players ist sehr übersichtlich. Am unteren Fensterrand befindet sich eine virtuelle Klaviatur, welche die Range eines Instruments anzeigt und bei Bedarf ausgeblendet werden kann.

Am oberen Rand gibt es drei Tabs für:

  • Interface: Zeigt die Oberfläche eines geladenen Instruments.
  • Browser: Übersicht aller installierten Librarys inklusive Favoriten und User-Instrumenten.
  • Einstellungen: Hier sind alle Einstellungen wie GUI-Skalierung und Systemsprache untergebracht. Außerdem werden über diesen Tab die Librarys verwaltet, also zum Beispiel hinzugefügt und de/aktiviert.

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Die Menüleiste oben in der Mitte dient zur Auswahl von Instrumenten und zeigt gleichzeitig Tooltipps an. Ansonsten gibt es noch Knöpfe für Mute und Panic sowie einen Lautstärkeregler. Und das wars dann auch schon.

Eduardo Tarilonte Quetzal

Das neueste Werk von Eduardo Tarilonte wurde nach dem Nationalvogel Guatemalas benannt, dem Quetzal. Dieser wird laut Regenwald Schützen auch Göttervogel genannt und ist in den Nebelwäldern Mittelamerikas zuhause. Der Produktname ist also schon mal passend für die versprochenen mesoamerikanischen Klänge gewählt!

Quetzal - Ghostly Breaths
Engine Audio Quetzal Test – Ghostly Breaths

Übersicht

Die Library beinhaltet insgesamt 114 Instrumente (inklusive Soundscapes), die in die sechs Kategorien Winds, Clay Flutes, Flutes FX, Percussion, Voices und Soundscapes eingeordnet sind. Die Basis dafür bilden Multi-Samples, die in 24 Bit/44,1 kHz vorliegen.

Die Nutzeroberfläche erinnert mit ihrem Stil an die indigenen Völker Mittelamerikas. Die Grafik bleibt, bis auf den Name des Instruments, bei einem Wechsel gleich. Nichtsdestotrotz sind die Einstellungen individuell abgestimmt.

Die bis zu sechs Slider in der Mitte sind je nachdem beispielsweise zum Einstellen von Vibrato, Release- und Stimmenlautstärke. Wird ein Panning erlaubt, erscheint ein kleiner Halbkreis mit einem Punkt neben einem Slider.

Einem ähnlichen Prinzip folgen die Belegungen von Pitch- und Modwheel. Sie sind in einem Halbkreis um die Grafik angebracht und trennen die Slider-Sets. Ihre Belegung ist in der Regel für Pitch Bend, Filter oder Dynamik reserviert. Sie lassen sich allerdings nicht direkt in der GUI, sondern nur über die Wheels des virtuellen Keyboards (oder einem MIDI-Controller) steuern.

Am unteren Fensterrand gibt es Regler für Volume, Pan, Pitch, Dry/Wet und Reverb. Da es sich um globale Einstellungen handelt, bleiben diese bei einem Wechsel bestehen. Zur Auswahl stehen übrigens zehn Hallräume.

Engine Audio Quetzal Test: Quetzal Instrumente
Instrumente, die für Quetzal gesamplet wurden.

Engine Audio Quetzal Test: Praxis

Die Installation des Engine Players verlief problemlos und unspektakulär. Die Installation von Quetzal hingegen ist etwas komplizierter, als man das von konkurrierenden Produkten kennt.

Zuerst musste ich mich bei meinem Best-Service-Konto anmelden und dort das Download Utility herunterladen. Dabei handelt es sich glücklicherweise um eine portable Applikation, die keine Installation benötigt und mit einem Doppelklick ausgeführt werden kann. In dessen Nutzeroberfläche trägt man den Download-Code ein – nicht zu verwechseln mit der eigentlichen Produktlizenz! Erst dann lädt das Utility das entsprechende Produkt herunter.

Danach habe ich den Engine Player geöffnet und musste Quetzal im Tab „Einstellungen“ manuell hinzufügen. Anschließend musste die Library noch mit der Lizenznummer aktiviert werden… Was für ein Aufwand!

Zugegeben: Das ganze Prozedere klingt schlimmer, als es tatsächlich ist. Wenn man den Ablauf erstmal kennt, geht es recht schnell. Nichtsdestotrotz ist die Konkurrenz diesbezüglich wesentlich nutzerfreundlicher unterwegs. Librarys für Native Instruments Kontakt beziehungsweise den Kontakt-Player können beispielsweise einfach und bequem über den Download-Manager (Native Access) aktiviert und installiert werden.

Engine Audio Quetzal Test: Abandoned Temple
Bei gelayerten Sounds lassen sich die einzelnen Stimmen individuell pannen – Die Griffpunkte dafür sind leider sehr klein.

Facettenreiche Klänge

Nachdem ich alles installiert, hinzugefügt und aktiviert hatte, konnte ich in die gut 7000 Sounds eintauchen. Und die sind echt klasse! Die verschiedenen Instrumente, Klanglandschaften und Stimmen liegen in sehr hoher Qualität vor und versprühen sofort dieses typische Dschungel-Gefühl, das man aus Filmen oder Videospielen kennt.

Die Artikulationen sind sehr sauber implementiert, sodass sich gut mit der Ausdrucksstärke von Flöten und Co. spielen lässt. In Kombination mit Lautstärke, Pan und Reverb können die Sounds recht gezielt im Klangfeld positioniert werden. Die verschiedenen Hallräume passen klanglich perfekt zu Quetzal und gefielen mir wirklich gut.

Je nach Instrument stehen übrigens auch Phrasen zur Verfügung, anhand derer sich schnell Grooves spielen und über Keyswitches verändern lassen.

Engine Audio Quetzal Test: Audiobeispiele

Eduardo Tarilonte Quetzal: Xibalba, Entrance to the Underworld
Eduardo Tarilonte Quetzal: Wind Spirits
Eduardo Tarilonte Quetzal: Offering to Mother Earth
Eduardo Tarilonte Quetzal: Dancing with the Gods
Eduardo Tarilonte Quetzal: Chaac, the God of Rain
Eduardo Tarilonte Quetzal: Ancient Breath by David Mcpoland

Eingeschränkte Möglichkeiten

Wie bereits erwähnt, hält sich Quetzal mit Einstellungsmöglichkeiten ziemlich zurück. Zwar kann man hier und da ein Vibrato einstellen oder bei Voices und Soundscapes zwei oder drei Stimmen dosieren, aber das wars im Großen und Ganzen dann auch. Natürlich kauft man eine Library wie diese, weil man genau die Sounds möchte. Aber etwas mehr Kontrolle, zum Beispiel mit Attack- und Release-Reglern, wäre manchmal hilfreich – insbesondere bei den Pads und Atmosphären.

Immerhin hat man bei mehrstimmigen Sounds manchmal die Möglichkeit, die Stimmen individuell zu pannen. Dafür gibt’s dann einen winzigen Halbkreis mit noch winzigerem Griffpunkt rechts oder links neben dem entsprechenden Lautstärkefader. Warum man sich hier für Miniaturen entschieden hat, kann ich nicht nachvollziehen. Auf der Oberfläche ist genug Platz. Man hätte sogar ein zusätzliches Set an Slidern nur für das stimmenspezifische Panning unterbringen können…

Der Engine-Player wiederum hat eine recht große Auswahl an Einstellungen, die für eine reibungslose Performance sorgen. Sowohl die Oberfläche als auch die Engine lassen sich anpassen.

Engine Audio Engine Player Test Einstellungen
Der Engine Player bietet viele Einstellungsmöglichkeiten für eine stabile Performance.

Engine Audio Quetzal Test: Ein Player pro Instrument

In der von mir getesteten Version war es leider nicht möglich, mehrere Instrumente innerhalb einer Player-Instanz zu laden. Während des Tests von Quetzal wollte ich zum Beispiel ein paar Sounds layern. Für vier Layer musste ich vier Engine Player laden. Der Session-Übersicht hilft das nicht gerade.

Auf Nachfrage erklärten Best Service, dass der Engine Player aktuell nicht multi-timbral ist und auch keine mehrkanaligen Ausgänge (nur 1x stereo) unterstützt. Die Implementierung dessen sei geplant, wird aber noch eine Weile dauern.

Kleine Griffpunkte

Das Zusammenspiel von Engine Player und Quetzal ist zum Großteil gut und flüssig. Ein paar Problemchen gibt es allerdings noch: Die Belegungen von Pitch- und Modwheel beziehungsweise deren Steuerung sind etwas unglücklich. Die zwei kleinen Pünktchen, welche mit ihren Laufbahnen einen Kreis um die Grafik in der Mitte bilden, sind schwer zu sehen und lassen sich nicht anfassen. Sprich: Die Funktionen können nur über Pitch- und Modwheel gesteuert werden, aber nicht direkt in Quetzal.
Dank der virtuellen Klaviatur ist das aber kein Problem, sollte man keinen MIDI-Controller besitzen.

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Hinzu kommt, dass die Position des Modwheels nicht der in Quetzal entspricht. Lädt man ein Instrument, setzt sich das Modwheel auf null zurück. Im Instrument steht die Funktion aber vielleicht auf 75 Prozent. Sobald das Modwheel bewegt wird, springt die Anzeige in Quetzal um und ist erst dann gelinkt. Wenn einem die Werkseinstellungen gefallen haben und man nur minimal beispielsweise ein Filter ändern möchte, muss man den Punkt erneut finden.

Generell würde ich nicht empfehlen, die Library nur über die virtuelle Tastatur zu steuern. Dazu sind insbesondere die Wheels (genau wie das Panning einzelner Stimmen) zu fummelig. Das macht schlichtweg wenig Spaß.

Engine Audio Engine Player CPU-Usage

Bis ans Limit

Sehr amüsant hingegen ist die Anzeige der CPU-Last. Im Test lag diese laut Engine Player teilweise bei über 1000 Prozent 😀 Alles für die feinste Klangqualität, auch wenn der Rechner dabei abbrennt!

Spaß bei Seite, die tatsächliche CPU-Last konnte ich zwar nicht genau ermitteln, aber in meinem Testprojekt liefen elf Instanzen problemlos parallel, was aber natürlich auch von der Leistung des Rechners abhängt.

Engine Audio Quetzal Test: Fazit

Zum Abschluss des Engine Audio Quetzal Tests werfen wir nochmal gesondert einen Blick auf den Engine Player und Quetzal:

Der Engine Audio Engine Player funktioniert im Großen und Ganzen schon ganz gut. Ein Manko ist für mich insbesondere die unidirektionale Steuerung der Pitch- und Modwheel-Funktionen. Auf Rückfrage erklärten Best Service, dass eine bidirektionale Steuerung möglich, aber zu aufwändig zu implementieren wäre. Performance-Seitig lässt sich der Player aber gut auf das eigene System abstimmen – im Test gab es diesbezüglich keine Probleme.

Die von mir getestete Version des Players kann momentan nicht ganz mit dem Platzhirsch auf diesem Gebiet, nämlich Kontakt, mithalten. Das liegt vor allem an der fehlenden Multi-Timbralität und nur einem einzigen Stereoausgang des Engine Players. Potenzial ist aber vorhanden. Es bleibt abzuwarten, welche Funktionen noch folgen.

Quetzal von Eduardo Tarilonte hat mich im Test mit hochkarätigen Sounds wirklich beeindruckt! Das Instrument lässt sich ausdrucksstark spielen und bietet facettenreiche Klänge, die mit einer Auswahl passender Räume verfeinert werden können. Hier gibt es wenig zu bemängeln. Lediglich etwas mehr Kontrollmöglichkeiten, beispielsweise eine Hüllkurve, hätte ich mir gewünscht. Vor allem sind aber die Griffpunkte für das stimmenspezifische Panning viel zu klein.
Ansonsten handelt es sich um ein tolles Instrument mit tollem Klang!

Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 159 Euro
Weitere Infos: Best Service* | Engine Audio

Pros

  • Quetzal: Sehr gute Klangqualität
  • Quetzal: Gut strukturierte Instrumentenauswahl
  • Quetzal & Engine Player: Simple, intuitive Nutzeroberfläche
  • Engine Player: Viele Einstellungsmöglichkeiten

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Fotos: Hersteller, Screenshots/Eigene, Audiobeispiele: Hersteller

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