Umfrage-Ergebnisse: Musikproduktion mit Linux

Umfrage-Ergebnisse: Musikproduktion mit Linux
Die Welt teilhaben lassen mit:

Vor etwa einen Monat hat die Umfrage zur Nutzung von Linux als Musikproduktionsplattform begonnen. Nun gibt es die Ergebnisse.

Seit einigen Monaten arbeite ich mit Linux-Musikern und -Interessierten (G M Slater, Amadeus Paulussen, Alf) an einer Website, die ein Leitfaden für das Entwickeln und und Portieren von Plug-ins/Software für/auf Linux werden soll.

Um uns einen Eindruck über die Markt- und Nutzersituation zu verschaffen, haben wir im Mai eine Umfrage gemacht, die vor ein paar Tagen endete. Wir hatten bereits im Vorfeld Kontakt zu einigen Firmen von Audiosoftware aufgenommen und uns nach den Gründen erkundigt, warum deren Produkte nicht für Linux verfügbar sind.

Die Hauptgründe waren, dass die Anzahl an Linux-Nutzern zu gering ist (Linux hat laut Statista einen Marktanteil von etwa vier Prozent) und viele Nutzer auf kostenlose Open-Source-Programme setzen würden. Es ging also bei der Umfrage auch darum, herauszufinden, ob die Bedenken der Entwickler sich im Nutzerverhalten spiegeln.

Bevor es zu den Ergebnissen der Linux-Umfrage geht (danke Amadeus fürs Zusammenfassen), noch ein paar Dinge vorab:
Insgesamt hatten wir 109 Teilnehmer – vielen Dank an jede/n, der/die sich die Zeit genommen hat! Trotzdem ist die Anzahl zu gering, als dass sie die gesamte Linux-Audio-Community repräsentieren könnte.

>>> Audiothing Lines: Frequenzreicher Experimentierkasten <<<

Die Thematik „Ich entwickle nicht für Linux, da zu wenige (potenzielle) Nutzer“ ist gleichzustellen mit „Ich steige nicht auf Linux um, da es meine Lieblingsprogramme nicht dafür gibt“. Ich denke, es versteht sich von selbst, dass das ein ewiger Kreislauf ist. Eine Partei muss den ersten Schritt machen.
Zwar gibt es Bridging-Möglichkeiten wie Wine, die funktionieren aber oft nicht zuverlässig. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich Linux ausprobiert habe und bei Windows geblieben bin, da ich unter anderem keine neue DAW lernen wollte. Eigentlich echt schade, denn an sich halte ich Linux für ein tolles (wenn auch oft kompliziertes) Betriebssystem.

Falls du neugierig auf die Musikproduktion mit Linux geworden bist oder ohnehin erwägst umzusteigen, dann wirf doch mal einen Blick auf Linux DAW. Dort gibt es eine Übersicht von kostenlosen und kostenpflichtigen Plug-ins und DAWs.

Ergebnisse der Umfrage

Die nachfolgenden Ergebnisse bilden nur einen Teil der Antworten ab. Die kompletten Rohdaten kannst du hier herunterladen.

1: Nutzt du Linux für Musik-/Audioproduktionen?

  • Ja (79,82 %)
  • Nein (16,51 %)
  • Nicht spezifiziert (3,67 %)

Folgefragen, wenn Frage 1 mit „Ja“ beantwortet wurde:

2.1: Benutzt du hauptsächlich kostenlose oder kostenpflichtige Software?

  • Kostenlose & kostenpflichtige Software (44,04 %)
  • Nur kostenlose Software (16,51 %)
  • Nur kostenpflichtige Software (1,83 %)

2.2: Welche Software nutzt du am öftesten?

Ich liste hier die fünf meistgenannten DAWs und Plug-ins:

  • Ardour DAW (30)
  • Reaper DAW (18)
  • Bitwig Studio DAW (15)
  • Audacity DAW (11)
  • Mixbus DAW (8)
  • Windows Plug-ins via yabridge/Wine (12)
  • LSP Plug-ins (10)
  • Surge XT Plug-in (10)
  • U-he Plug-ins (9)
  • Calf Plug-ins (7)
  • Vital Plug-in (7)

2.3: Welche Verbesserungen würdest du dir für die Produktion auf Linux wünschen?

Die vier meistgenannten Wünsche:

  • Mehr native Linux-Plug-ins (23)
  • Mehr Hardware-Support für Linux-Software (10)
  • Eine Alternative zu Audacity (8)
  • Einfachere Konfiguration von Low-Latency-Audio (vorzugsweise via GUI-App) (7)

Folgefragen, wenn Frage 1 mit „Nein“ beantwortet wurde:

3.1: Interessierst du dich für die Produktion auf Linux?

  • Nicht spezifiziert (83,49 %)
  • Ja (14,68 %)
  • Nein (1,83 %)

3.2: Wenn du dich dafür interessierst: Was hat dich vom Produzieren auf Linux abgehalten?

Die vier meistgenannten Gründe:

  • Mangel an Plug-ins (8)
  • Mangel an spezifischer Software (5)
  • Mangelnde Hardware-Unterstützung (2)
  • Faulheit/Zeitmangel (2)

Interpretation der Ergebnisse

Auch wenn die Umfrage vielleicht nicht repräsentativ ist, konnten wir doch interessante Einblicke in die Welt der Linux-Musikproduktion erhalten. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass seitens der Nutzer Interesse an der Produktion auf Linux besteht. Der Mangel an Soft- und Hardware-Unterstützung hält aber viele vom Umstieg ab und erschwert den aktiven Nutzern die Arbeit – da wären wir wieder beim eingangs erwähnten „Kreislauf“.

Spannend sind die Antworten von Frage 2.1: Benutzt du hauptsächlich kostenlose oder kostenpflichtige Software?
Hingegen der Befürchtungen vieler Entwickler sind Linux-Nutzer durchaus gewillt, für Software zu bezahlen. Nichtsdestotrotz ist aufgrund des geringen Marktanteils von Linux ist die potenzielle Käuferschaft um ein Vielfaches geringer als bei Windows und Mac-OS.

Die Ergebnisse der Umfrage sind sicherlich nicht überraschend und bilden ab, was viele vermuten. Nichtsdestotrotz müssen die Entwickler den ersten Schritt machen, denn wer kann es sich in unserer Computer-gesteuerten und -basierten Welt noch erlauben, ein Risiko beim Wechsel des Betriebssystems einzugehen und eventuell den Zugriff auf wichtige Programme zu verlieren?

Genau deswegen arbeiten wir an unserem Projekt, um Entwicklern diesen ersten Schritt zu erleichtern und Linux als einziges nicht kommerzielles Betriebssystem für Musik-/Audioproduktionen attraktiver zu gestalten. Und wer weiß, vielleicht steige ja auch ich bald um 😉

Foto: Ian Parker/Unsplash

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