Baby Audio Smooth Operator Pro Test: Individuell, flexibel, smooth

Schneller, besser, genauer – Smooth Operator Pro von Baby Audio verspricht verbessertes Processing und moderne Features bei gewohntem Handling. Ob sich das Upgrade auf die Pro-Version rentiert, habe ich im Test herausgefunden.
Seit der Veröffentlichung von Soothe ist Resonanzunterdrückung in aller Munde. Unzählige Entwickler haben diese Funktion mittlerweile kopiert und in ihre Tools implementiert, beispielsweise auch Fabfilter im Pro Q-4. Daher überrascht es wenig, dass auch Baby Audio auf diesen Zug aufgesprungen sind und die neue Version ihres spektralen Balancers, Smooth Operator Pro, damit bewerben.
Das ist aber natürlich längst nicht alles: In den vier Jahren der Entwicklung wurde unter anderem am Algorithmus gefeilt, Linear-Phase-Processing implementiert sowie Einstellungsmöglichkeiten für Kompressor, Imager und Co. hinzugefügt – mehr dazu gleich.
Erfreulicherweise ist die Nutzeroberfläche zum Großteil dem Vorgänger ähnlich, sodass einen ein gewohntes Bild beim Öffnen des Plug-ins erwartet. Und welches genau das ist, sehen wir uns jetzt im Test ausführlich an.
Baby Audio Smooth Operator Test: Oberfläche und Funktionen
Das Herzstück der Nutzeroberfläche (GUI) ist nach wie vor der Echtzeit-Analyzer. Wie gehabt werden hier Threshold und Nodes, also die einzelnen Bänder, eingestellt. Allerdings erlaubt Smooth Operator Pro das freie Erstellen und platzieren von Nodes. Man ist also nicht mehr auf vier Stück beschränkt, wie das beim Vorgänger der Fall war. Außerdem wird der Threshold nicht mehr anhand einer festen Node im Analyzer gesteuert, sondern über den großen Drehregler links oben.
Für jede Node können via „Override Global“ individuell Focus, Kompressor und Imager eingestellt werden. Auf deren Funktionen gehe ich gleich im Rahmen der globalen Einstellungsmöglichkeiten genauer ein.
Übrigens stehen für die GUI wie beim Original die drei Farben rosa, grün und blau zur Auswahl. Das ist zwar nichts weiter als ein Gimmick, weckt aber nostalgische Erinnerungen an Smooth Operator. Und das finde ich irgendwie cool.
Warum „Pro“ und nicht „2“?
Sicherlich hat sich der ein oder andere schon gefragt, warum Baby Audio die neue Version von Smooth Operator „Pro“ genannt haben und nicht etwa „2“. Auch wenn sicherlich beides funktioniert, ergibt „Pro“ mehr Sinn, denn man bekommt Zugriff auf wesentlich mehr Einstellungsmöglichkeiten. Rückblickend betrachtet hatte Smooth Operator eigentlich überhaupt keine Einstellungen. Es war eher als Smart- oder Auto-Plug-in konzipiert.
Mit Smooth Operator Pro ändert sich das. Die links angebrachte Schaltzentrale gibt den Zugriff auf eine Handvoll globaler Funktionen frei:
- Output: Dry/Wet inklusive umschaltbaren Monitoring, um nur die entfernten Signalanteile zu hören
- Setup: Die Baby-Audio-typischen Features zum Erhalt der Höhen und Tiefen (Lo/Hi Preserve) und Auswahl des Algorithmus (Skew/Even)
- Focus: Art und Empfindlichkeit des Analyzings (RMS/Peak)
- Comp: Kompressor mit einstellbarem Knee
- Imaging: Stereo-Imager (L/R, M/S)
- Sidechain

Selbstverständlich sind auch wieder unzählige Presets an Bord, die unter anderem von Dacota G, John Nathaniel, Max Jaeger und Rob Kleiner kreiert wurden.
Die Pro-Version ist nebenbei bemerkt nicht abwärtskompatibel. Auf Nachfrage erklärten Baby Audio, das dies aufgrund der Optimierungen am Algorithmus nicht möglich gewesen sei.
Features
- Überarbeiteter Algorithmus & Linear-Phase-Processing
- 2 Algorithmen zur Auswahl (Skew, Even)
- Frei platzierbare und individuell konfigurierbare Nodes
- Globale Einstellungen für Setup, Focus, Kompressor, Imaging, Sidechain und Output
- High- und Low-Preserve
- Sidechain
- 184 Presets
- Für Windows & Mac-OS, VST, VST 3, AU, AAX
Baby Audio Smooth Operator Pro in der Praxis
In der allgemeinen Handhabung hat sich in der neuen Version gegenüber dem Vorgänger kaum etwas verändert. Im Prinzip formt man eine Frequenzkurve á la Equalizer. Dabei gilt allerdings zu beachten, dass Anhebungen weniger Processing und Absenkungen mehr Processing bedeuten. Will man beispielsweise die Tiefen eines Basses verstärken, gleichzeitig aber komprimieren, wird man sich mit Smooth Operator Pro schwer tun. In solch einem Fall muss man einen Kompromiss finden – oder zu anderen Tools greifen.

Wo das Plug-in seine Stärken ausspielen und glänzen kann, ist auf Summensignalen. Egal ob Drums, Keys oder im Mixbus, dank dem gezieltem Platzieren von Nodes lassen sich Stems im Handumdrehen aufpolieren. Das gelingt vor allem durch die Reduktion von Matsch, oftmals tiefmittige Signalanteile, und der Verstärkung von Präsenzen – nicht mal unbedingt Air, aber so im Bereich um die 4 bis 7 kHz. Das lässt den entsprechenden Bus dann schnell etwas crisper klingen.
>>> Teknosign DSMP, VMC & PEQ Test: Hardware made in Italy <<<
Durch die Auswahl des Algorithmus kann man den Klang zusätzlich formen. „Even“ hat einen ziemlich neutralen Frequenzgang, während „Skew“ einen deftigen Roll-off der Mitten und Höhen mit sich bringt. Letzteren beschreibt das Handbuch als „psychoakustisch angenehmer“. Ich würde hier aber keinen über den anderen stellen. Es kommt wie so oft auf das Quellmaterial an. Nichtsdestotrotz ein nettes Feature, mit dem man mal experimentieren kann.

Universell individuell
Das Einstellungs-Panel lädt natürlich zum Schrauben ein. Die Möglichkeit zu haben, den Klang sogar per Node einzustellen, fand ich im Test ziemlich cool. Vor allem bei den Shelf-Filtern kann man so die Höhen anders herausarbeiten als die Tiefen. Aber auch so lässt sich der Gesamtklang gut formen. Und wenn er dennoch mit einem anderen Instrument/Stem kollidiert, lässt sich via Sidechain ein De-Masking einrichten.
Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass ich mit den Standardeinstellungen die meiste Zeit während des Tests zufrieden war. Da Smooth Operator von Anfang an als universeller Balancer konzipiert wurde, hätte es meiner Meinung nach die zusätzlichen Parameter nicht gebraucht. Aber hey, besser haben als nicht haben. Und sie haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Ob man sie allerdings tatsächlich nutzt, muss man von Fall zu Fall entscheiden.

Baby Audio Smooth Operator Pro Test: Fazit
Die Pro-Version von Smooth Operator hat im Test durch eine verbesserte Klangqualität und neuen Features bei gewohnter Handhabung überzeugt. Baby Audio haben in vier Jahren einen würdigen Nachfolger erschaffen, der durch das freie Platzieren von Nodes und den Einstellungsmöglichkeiten wesentlich flexibler ist. Die Möglichkeiten, Nodes auch individuell im Verhalten regeln zu können, setzt dem Ganzen die Kirsche auf.
Ob man die Einstellungen nun braucht oder nicht, darüber lässt sich streiten. Die Option schadet sicher nicht, wobei im Test die Standardeinstellungen meistens gut funktioniert haben. Unabhängig davon ist Smooth Operator Pro ein Tool, mit dem man Stems und Mixe aufpolieren kann.
Im A/B-Vergleich zwischen Smooth Operator und der Pro-Version wurden übrigens die klanglichen Qualitätsunterschiede deutlich klar. Allein deswegen würde ich ein Upgrade empfehlen.
Verfügbar ab: sofort
Preis (UVP): 129 USD, (Upgrade von Smooth Operator) 29 USD
Weitere Infos: Baby Audio | Smooth Operator Pro @ Plugin Boutique*
Pros
- Intuitive Handhabung (wie Vorgänger)
- Verbesserte Klangqualität
- Flexibler einsetzbar durch erweiterte Einstellungsmöglichkeiten
- Freies Platzieren und Justieren von Nodes
- Schnelles Balancing für Summensignale (Stems, Mix, etc.)
Cons
- Eignet sich weniger für die Bearbeitung von Einzelsignalen
* Die mit einem Stern (*) gekennzeichneten Links sind Werbelinks (affiliate). Wenn Du etwas darüber kaufst, bekomme ich eine kleine Provision, die zum Erhalt von SoundChills beiträgt. Für dich entstehen KEINE Mehr- oder Zusatzkosten.
Fotos: Hersteller, eigene